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Asienreise 2006 / 2007

 

 

Die Einreiseformalitäten sind ein Traum – nach fünf Minuten ist alles vorbei. Der vorhergesagte Moskitoüberfall auf ankommende Touristen bleibt aus und wir können mit dem Taxi in Richtung Innenstadt fahren. Die 70-minütige Fahrt geht vorbei an einem riesigen Slum. Die am Straßenrand schlafenden Menschen scheinen von dem Verkehrschaos nichts zu bemerken. Endlich am Hotel angekommen sind wir froh die dicken Wanderschuhe ausziehen, den Ventilator einschalten zu können und uns schlafen zu legen.

Nach einem Chai (indischer Tee mit Milch) zum Frühstück geht’s zur lockeren Sightseeing-Tour durch die Stadt. Die Sehenswürdigkeiten für uns Neuankömmlinge in Indien sind nicht die Gebäude, sondern die unterschiedlich aussehenden Menschen und ihr Verhalten. In einem 5 Sterne Hotel entdecken wir die Möglichkeit das WM-Finale zu sehen…(ohne uns). Am Hauptbahnhof kaufen wir uns für den nächsten Tag ein 2. Klasse Schlafwagenabteil-Ticket von Mumbai nach Chennai, das sich 1283 km entfernt an der Ostküste von Indien befindet. Nach einem Tag voller neuer Eindrücke gehen wir das erste Mal indisch essen: Reiskuchen mit Linsen und diversen Saucen zum dippen. Am nächsten Tag teilen wir unser Zugabteil mit einem französischen Pärchen. Wir scheinen die einzigen ausländischen Touristen im Zug zu sein. Während der Fahrt werden wir oft von neugierigen Indern angesprochen. Im gesamten Zug geht es zu wie auf einem Basar: Waren werden schreiend angepriesen, Kinder springen umher und Bettler bitten um Reis oder Geld. Für die Nacht schließen wir unsere Rucksäcke ab und können daher beruhigt einschlafen. Um 7.00 Uhr werden wir von einem Chai-Verkäufer geweckt, der uns fragt, ob wir nicht von seinem leckeren Tee probieren möchten. Den letzten Brocken deutsches Brot teilen wir mit den Franzosen. Da diese das gleiche Reiseziel, ein kleiner Badeort südlich von Chennai, haben, beschließen wir bis dahin gemeinsam zu reisen. In Chennai angekommen suchen wir uns seine Absteige und gehen gemeinsam essen. ITALIEN IST WELTMEISTER.

 

Am nächsten Morgen brechen wir nach einem längst fälligen Friseurbesuch von Janus (1 Euro) um 10 Uhr auf nach Mamallapuram. Hier in dem schönen Badeort, der wegen seiner Tempel auch eine Hindu-Pilgerstätte ist, beschließen wir sieben Tage zu bleiben, um uns an die neuen Lebensumstände zu gewöhnen (schlafen, indisch essen, baden und mit einheimischen Fischern unterhalten). Unser Resümee nach den ersten 10 Tagen: bis jetzt hat uns das vielfach erzählte schreckliche Indien verschont und wir werden noch einige Berichte von hier schreiben können.

Indien 1 (Juli bis Oktober)

Reiseroute
Rheinpfalzartikel 01

Nach einer erholsamen Woche in Mamallapuram ging es für uns weiter Richtung Norden. Noch schnell ein Packet in Chennai abschicken, husch husch zu DHL, eine Stunde wegen einer Bronzefigur mit dem Zoll verhandelt, alles klar, macht 100 Euro Versandkosten, uns zu teuer, schnell weiter zur Indien Post. Dort ein Paket gekauft, Sachen verpacken, in Baumwollstoff einnähen lassen, vier Formulare ausfüllen, 20 Euro auf den Tisch legen, so einfach kann Indien sein…

 

Nun ging es weiter nach Konarak. Dazu mussten wir eine Nacht in einem Kakerlakenhotel in Bhubaneswar verbringen, mit dem Zug nach Puri fahren und danach in einen – im wahrsten Sinne des Wortes – MINI-Bus umsteigen. Die letzten 40 km (2,5 Stunden) standen wir eng gequetscht in dem 1,65 m hohen Minibus. Zu allem Überfluss waren an der Decke auch noch kleine Spiegelchen mit Holzrahmen montiert, an denen wir uns ständig die Kopfhaut aufrissen. In Konarak angekommen regnete es in Strömen und so sollte es auch die nächsten drei Tage bleiben. Außer einem Sonnentempel und 2 Meter hohen lebensgefährlichen Wellen gab es hier nichts zu sehen. Dafür freundeten wir uns mit zwei Indern an, die uns über ihre Bräuche, Religion und Gesellschaft aufklärten. Für die Weiterreise nach Varanasi, der heiligen Stadt am Ganges, bekamen wir keine reservierten Zugtickets mehr und mussten daher, so wie die meisten Einheimischen in der Holzklasse Platz nehmen (2. Klasse ohne Platzreservierung mit Holzbänken, von der uns der Reiseführer dringend abgeraten hat – wir dachten es besser zu wissen). Beim Einsteigen war unser Abteil (8 Sitzplätze und 2 Liegen) noch nicht ganz voll und wir dachten uns in der Nacht noch eine “Liege” ergattern zu können. Schon am nächsten Bahnhof war unser Traum vorbei, denn dann stürmten Unmengen von Indern unser Abteil (nun waren es 10 Leute auf den Sitzplätzen und 8 auf den Liegen). Jetzt wussten wir warum die Tickets so günstig waren – 1000 km für 4 Euro. An jedem weiteren Bahnhof quetschten sich immer mehr Menschen dazu – jetzt standen sie auch zwischen den Sitzplätzen, auf dem Gang und hingen sogar an den Eingangstüren außerhalb des Zuges, was man von innen allerdings nur in einer Kurve sehen konnte. Wir konnten nicht mal mehr auf die Toilette gehen und fragten uns wie es die Inder machen werden. Nach 10 Stunden (42 Grad und 85 % Luftfeuchtigkeit) hatten wir erfahren, dass es mehrere Toiletten gibt. Eine Mutter ließ ihr Kind genau zwischen unsere Füße pinkeln. Als wir ihr Klopapier zum wegwischen reichten, wusste sie damit nichts anzufangen. Ein anderer Inder erklärte es ihr und unsere Rucksäcke waren gerettet. Als unser Hintern schon Wund, die Beine taub und die Energie am Ende war, beschlossen wir nach 16 Stunden das Experiment abzubrechen. So landeten wir um 3 Uhr nachts in Gaya, das zufällig im gefährlichsten Bundesstaat Indiens, Bihar, liegt.

 

Am nächsten Morgen machten wir uns sofort auf in das 15 km entfernte Bhodgaya, ein Ort an dem Buddha unter einem Baum seine Erleuchtung fand. Ein Tag später bekamen wir die Rechnung für die Holzklasse – Janus hatte 40 Grad Fieber. Nach Wadenwickeln, negativem Malariatest und einem Beutel voll mit Medikamenten war der Spuk nach drei Tagen vorbei. Nun konnten wir weiter nach Rajgir fahren, wo es heiße Quellen geben sollte. Dort angekommen machten wir uns sofort auf zu den Quellen. Die entpuppten sich allerdings als Flop, denn die Quelle bestand aus sechs Warmwasserhähnen, einem Minipool und tausend hinduistischen Pilgern. So konnten wir es nur fünf Minuten aushalten, da uns Abzocker-Priester auflauerten und alle anderen anstarrten. Nach zwei Tagen reisten wir nun endlich ab, um nach Varanasi zu kommen. Leider gab es wieder nur Holzklassetickets – für eine fünf Stunden Fahrt war das ok. Als der völlig überfüllte Zug ankam, konnten wir nicht einmal mehr einsteigen. So blieb nur die Möglichkeit uns in das Air Condition Abteil zu mogeln. Nach fünf Minuten entdeckte uns der Schaffner und wir mussten einen Differenzbetrag plus 1,20 Euro Strafe bezahlen. So konnten wir gemütlich nach Varanasi tuckern.

In Varanasi angekommen fanden wir ein nettes Gästehaus mitten in der Altstadt, die mit ihren vielen engen Gassen eher an ein Labyrinth, in dem man sich schnell verlaufen konnte, erinnert hat. Die Ghats (Treppen) am Ufer des Ganges sind überlagert mit Hindus, die sich dort von ihren Sünden reinwaschen oder einfach nur Wäsche waschen. An der Verbrennungsghat werden wir Zeuge von öffentlichen Leichenverbrennungen, die 24 Stunden am Tag stattfinden. Dazu wird besonderes Holz per Zug angeliefert, auf Boote verladen und am Ufer gelagert. Viele der hier Verbrannten warteten schon lange in Varanasi auf ihren Tod, denn wer hier verbrannt und in den Ganges gestreut wird erreicht das Nirvana und entkommt somit dem Kreislauf der Reinkarnation. Frauen dürfen an dieser Zeremonie nicht mehr teilnehmen, da in der Vergangenheit sich viele in die Flammen gestürzt haben. Deswegen beobachten wir dieses von einem Turm aus. Trotz dessen, das wir in einer Großstadt sind werden wir immer wieder morgens von an unserem Fenster spielenden Affen geweckt. Wegen den Affen sollte Wäsche nur unter Aufsicht oder in einem speziellen Käfig aufgehängt werden. Nach vier interessanten Tagen geht für uns die Reise weiter nach Agra.

 

Während der Zugfahrt lernen wir den Engländer Martin (polnischer Abstammung) kennen, der uns das Kartenspiel Shithead beibringt, von dem wir bis heute nicht ablassen können. Wer eine Anleitung erwerben möchte, bekommt diese für ein kleines Bakschisch (wie es in Indien üblich ist) per E-Mail zugeschickt. In Agra liegt unser Hotel 100 Meter vom Taj Mahal entfernt. Am nächsten Morgen machen wir uns um 6 Uhr auf, um den Sonnenaufgang im Taj Mahal zu erleben. Ohne Frühstück und mit riesigem Picknickrucksack zahlten wir den Wuchereintrittspreis von 750 Rupies pro Person (Inder zahlen 10 Rupien). Am Eingang erfahren wir, dass Essen, Messer, Handys, Spielkarten, Zigaretten,… nicht mit rein genommen werden dürfen. Selbst eine 70-jährige Frau musste ihre Hustenbonbons abgeben. Deswegen rennen wir schnell ins Hotel und laden alle leckeren Fressalien ab. Im Innenbereich stellen wir enttäuscht fest, dass es hier keine Essensstände gibt. Nach nur drei Stunden verlassen wir den Taj-Bereich in Richtung Frühstück. Das Taj Mahal ist zwar sehr schön, aber der altgewohnte Speyrer Dom kann hier sehr gut mithalten. Da es in Agra bis jetzt die aufdringlichsten Riksha-Driver gab, haben wir demonstrativ alle ignoriert und zu Fuß die Stadt erkundet. Dabei sahen wir auch zum ersten Mal einen tollwütigen Hund – rote Augen, geknurrt und die die Beine beim Laufen überkreuzt. Ein bekannter Laufstil nach einem gelungenen Altstadtfestabend. Erfreulicherweise konnten wir einen Pizzahut ausfindig machen und unser Gaumen erlebte ein Hochgenus an altgewohnten Geschmacksverstärkern. Im Internetcafe buchten wir zwei Zugtickets: Agra – Delhi, Delhi – Pathankot / Dharamsala. Delhi sparen wir uns für später auf, da wir die Großstadt erst einmal satt haben. Unsere erste Verbindung hatte jedoch zwei Stunden Verspätung, so dass wir unseren Anschlusszug in Delhi verpassten. Nach 30-minütiger Diskussion mit Platform- und Stationmanager haben diese herausgefunden, dass man unsere Tickets nur im Internet stornieren kann, was wir allerdings schon längst wussten. Glücklicherweise hatten wir durch die Lautsprecherdurchsagen erfahren, dass der letzte Zug in den Norden mit einstündiger Verspätung JETZT an Gleis 16 abfährt. Die diskutierenden Männer stehend lassend, die Tickets wieder an uns reisend, rannten wir mit Sack und Pack zum Gleis. Als wir in den bereits rollenden Zug sprangen stand auch gleich der Schaffner vor unserer Nase. Ihm machten wir weiß, dass wir alles mit dem Bahnhofsmanager geklärt hätten und unsere falschen Tickets für diesen Zug gelten. In der bereits angebrochenen Nacht organisierten uns zwei hilfsbereite Inder zwei Schlafplätze. Am nächsten Morgen mussten wir feststellen, dass wir unseren Bahnhof verschlafen hatten und wir bereits 30 km vor der Hauptstadt Kashmirs waren. Nach einem Frühstück im Krisengebiet nahmen wir den nächsten Zug in Richtung Dhramsala. Für die letzten 90 km mussten wir den Bus nehmen, der jedoch nach 10 km eine Reifenpanne hatte. So dauerte die Fahrt 6 Stunden.

 

In Dharamsala angekommen stellen wir fest, dass es da von Touristen und Tibetern nur so wimmelt. Kein Wunder, denn hier ist auch der Sitz des Dalai Lamas. Nach wilden Souvenireinkäufen konnten wir uns von der tibetischen Küche überzeugen lassen. Momos eine Art Maultasche (oder polnisch: Pierogi), die mit leckeren Dingen wie Gemüse, Kartoffeln, Chicken oder Käse gefüllt sind, sind bis heute unser Favorit. Am nächsten Tag erfuhren wir, dass der Dalai Lama in der Stadt weilt und seine jährliche öffentliche Lesung abhält. Für das fünf Tage andauernde Ereignis meldeten wir uns schnell bei der tibetischen Regierung an. Am nächsten Tag quetschen wir uns zwischen 300 tibetische Mönche und waren so nur 15 Meter vom Stuhl des Dalai Lamas entfernt. Nach seiner Ankunft und kurzer Begrüßung wurde erst einmal aus großen Alukannen Buttertee ausgeschenkt. Da wir keine Becher dabei hatten, haben uns kurzerhand die Mönche welche ausgeliehen. Zu dem Tee bekamen wir außerdem noch ein Brötchen von einem Mönch angeboten. Obwohl der Unterricht ins englische übersetzt wurde, fanden wir es spannender dem Dalai Lama tibetisch sprechen zu hören, denn er machte dauernd kleine Späßchen über die er selbst schon im Vorhinein lachen musste. Nach einem Tag im Schneidersitz war unser Holzklasse-geschädigter Hintern wieder zu spüren und wir beendeten den Unterricht. Stattdessen entschlossen wir uns für eine anspruchsvolle, aber wunderschöne Wanderung auf 3000 Meter. Diese überzeugte uns von unserem weiteren Reisevorhaben in den tieferen Himalaja vorzustoßen. Somit nahmen wir am nächsten Tag den Bus nach Manali, um von dort aus in die abgeschiedenste Stadt Indiens, nach Leh zu kommen.

Bevor es für uns nach Leh im hohen Himalaja weiterging, machten wir in Manali – genauer genommen im Nachbarort Vashisht – fünf Tage Zwischenstop. In dem Ort gab es neben viel Landwirtschaft einen Tempel mit leicht schwefelhaltigem Heißwasserbecken. Dort konnten wir uns im separaten Frauen- und Männerbereich duschen und Bäder nehmen. Dies war uns gerade Recht, da die Dusche in unserem überaus günstigen Gästehaus mit der Familie geteilt werden musste. In den Tempelbecken verkehrten indische und ausländische Touristen, Yogis, Hare Krishna Jünger und Anhänger skurrilster Glaubensrichtungen, so dass es immer wieder interessant war vom Beckenrand aus das Geschehen zu beobachten. Den Aufenthalt in Vashisht genossen wir sehr, nichts ahnend von der derart anstrengenden Fahrt nach Leh, die wir noch vor uns hatten. Morgens um 2 Uhr ging es mit einem voll gestopften Jeep zu der abgelegensten Stadt Indiens (9 Passagiere + Fahrer). Während der 22 Stunden ( 475 km) langen holprigen Fahrt auf der zweithöchsten Strasse der Erde mussten wir zwei 5000m hohe Pässe überwinden. Bei dem Zweitem schließlich, waren wir froh die luxuriösen Vordersitze gebucht zu haben, von denen man leicht das Fenster erreichen konnte. Da unser Mittagessen die Bauchhöhle verlassen und die schöne Aussicht genießen wollte…

 

Um 0 Uhr in Leh angekommen erfuhren wir, dass es seit einer Woche kein Strom mehr gab. So checkten wir bei Kerzenlicht ein. Da die erste Bleibe weit unter den Hygienestandards Indiens lag, suchten wir uns ein neues Gästehaus und wurden bei einer netten tibetischen Familie aufgenommen. Schon am ersten Tag merkten wir, dass wir nicht mehr in Indien, sondern in Klein-Tibet (Ladakh) angekommen waren. Die entspannte Atmosphäre in der Stadt und ihre Einwohner gefielen uns auf Anhieb. Hier lernten wir Anna und Kilian aus Deutschland kennen, die uns neben deutscher Literatur auch die Wegbeschreibung für einen 5-Tage-Trek durchs Himalaja hinterließen. Zunächst wollten wir aber den so genannten “Baby-Trek” zur Akklimatisierung nutzen – 3 Tage durch leichtes Gelände. Schon am zweiten Tag verliefen wir uns auf den unmarkierten Wegen und nahmen, unserer Meinung nach, eine Abkürzung über einen unbekannten Berg. Am Gipfel angekommen sahen wir, dass wir natürlich Unrecht hatten und in die falsche Richtung gelaufen waren. Da es für die Rückkehr bereits zu spät war, hielten wir es für eine gute Idee unser Nachtlager auf 4500m aufzuschlagen. Ausgestattet mit einer blauen Regenplane, 4 Meter Schnur und ca. 10 kg gesammelten trockenen Yakmist zum heizen (wie bei Heinrich Harrers "Sieben Jahre in Tibet"), machten wir es uns für die Nacht gemütlich. Nach einer einstündigen Fächerpartie begann der Yakmist endlich zu glühen und wir konnten uns ein bisschen aufwärmen. Jedoch nur so lange bis der Regen einsetzte. Unter unserer Plane fanden wir zum Glück Schutz. Wir waren froh als um 4 Uhr der Regen aussetze und ein wunderschöner Sternenhimmel zum Vorschein kam. Nach der kurzen Nacht machten wir uns auf den Weg unseren “Killer-Trek” zu Ende zu laufen. Zurück in Leh hatten wir das Glück das jährliche Ladakh-Festival mit seinen Umzügen und Konzerten mitzuerleben.

 

Nach drei Tagen machten wir uns dann auf zu dem anspruchsvollen 5 Tage Trek Lamayuru – Chilling. Aus Kostengründen verzichteten wir auf einen ortskundigen Führer, Pferde und einen Koch (40 Euro pro Tag und Person). Mit der Handnotiz der Deutschen und einer lächerlichen Wanderkarte, die nur die Namen der Bergdörfer hergab, marschierten wir los. Gleich zu Beginn lernten wir den Holländer Harry kennen, der mit seinem riesigen 25 kg schweren Rucksack (Eispickel und Steigeisen) unterwegs war und neben dem wir mit unserem jeweils 10 kg Gepäck lächerlich aussahen. Im ersten Dorf angekommen trafen wir einen Professor aus Bayern, der mit den besten Karten und Infos den gleichen Weg wie wir vor sich hatte. Der zweite Tag war für uns ein Sparziergang, da wir das Glück hatten, an einer schwierigen Stelle mit Flußüberquerung (natürlich keine Brücke) einen Einheimischen folgen zu können. In Hinju angekommen tranken wir zwei Kannen Milchtee, entspannten uns bei schönem Himalaja-Panorama und spielten mit den Dorfkindern. Kurz vorm Abendessen traf auch endlich der Karten-Professor ein, der seltsamerweise, laut seiner Karte, keinen Fluss überqueren musste (12 km Umweg). Da für den nächsten Tag ein 5000m hoher Pass anstand, machten wir uns bereits um 7 Uhr auf den Weg. Um 12 Uhr erreichten wir überglücklich, nach einem anspruchsvollen Aufstieg, den Gipfel. Nach ordentlicher Brotzeit zwischen Schneeresten und angenehmen 0 Grad, kam auch der Professor samt Führer und Esel an. Den Abstieg wollte er ohne Führer wagen. Nach drei Stunden kamen wir in Sumdha an und bezogen das einzige Gästezimmer im Dorf. Wir saßen bereits bei Abendessen, als der völlig erschöpfte Professor in der Dunkelheit mit seiner Stirnlampe auftauchte. Er beschwerte sich über die Ungenauigkeit seiner Karten… Wir gingen früh zu Bett, da der nächste Etappe noch anstrengender und nach Meinung des Deutschen nicht an einem Tag zu schaffen sei. Wir liefen um 7.30 Uhr in Sumdha los und ereichten planmäßig, nach mörderischem Aufstieg, den nächsten 5000m Gipfel um 12 Uhr. Nach einer Stunde Regenerationspause inkl. Brotzeit, ging es nur noch bergab ins 4 Stunden entfernte Chilling, das unsere Endstation war. Unsere Gästehausfamilie war gerade ausgeflogen, so dass wir mit dem 70-jährigen Familienoberhaupt allein waren. Unsere Befürchtungen, dass es nicht kochen konnte trafen zum Glück nicht ein. Mit Hilfe der Nachbarin zauberte er uns ein leckeres Gemüserisotto. Am nächsten Tag legten wir einen Ruhetag, mit Baden im Fluss, Dorferkundung (sehr kurz, da nur sieben Häuser) und Beobachtung einer Yakuntersuchung ein. Unser Professor trudelte gegen 18 Uhr ein, nachdem er eine Nacht auf halber Strecke im Zelt verbrachte. Er wollte nicht glauben, dass bereits einen Tag hier waren. Nach einer ruhigen Nacht ging es mit dem Bus zurück nach Leh und zu unserer tibetischen Gastfamilie.

 

Die letzten Tage nutzen wir zum Wäsche waschen und erholten uns bei tibetischem Essen. Die Rückfahrt nach Manali startete wie gewohnt um 2 Uhr in der Nacht, jedoch hatten wir dieses Mal die billigen Plätze ganz hinten gebucht, da wir wieder einmal sparen wollten. Nach einstündiger Fahrt stellte sich heraus, dass wir eine mittelschwere Lebensmittelvergiftung hatten. So machten wir aus dem hinteren Bereich des Jeeps eine Quarantänestation, furtzten bestialisch, stießen verfaulten Eiergeruch auf, kotzen in undichte Reissäcke und brachten das ganze Unternehmen des Öfteren zum Stehen, da wir neben den Magenkrämpfen auch noch Sprühschiess hatten. So wussten wir, dass mit den restlichen Insassen keine Freundschaft zu knüpfen war. Seltsamerweise trafen wir drei Stunden früher als geplant in Manali ein, wahrscheinlich wollte der Fahrer das Elend schneller beenden. Mittlerweile sind wir wieder gesund und machen uns auf über Delhi nach Goa, wo wir Ola und Lukasz, ein nettes polnisches Pärchen aus Leh, wieder treffen wollen.

Auf der Fahrt von Manali nach Goa machten wir drei Tage Zwischenstopp in Delhi. Die Zeit dort verbrachten wir mit Shopping, Sightseeing und langem pennen in unserem ersten Zimmer ohne Fenster. Die 2214 km nach Goa legten wir mit einem Zug in knapp 39 Stunden zurück, in Europa würde uns eine so lange Fahrt abschrecken, hier jedoch genossen wir die reservierten Sitz- und Liegeplätze und ständig wechselnde Passagiere sorgten für Unterhaltung.

 

In Goa angekommen machten wir uns auf dem Weg nach Palolem, um uns mit Lukasz und Ola aus Leh wieder zu treffen. Nach einer erfolgreichen Zimmersuche erkundeten wir zunächst die benachbarten Strände. Im Gegensatz zu Pauschaltouristen in Goa ist Palolem noch ruhig und verschlafen. Für die nächsten Tage liehen wir uns zwei Roller und fuhren in ein geschütztes Dschungelgebiet, dabei sahen wir wilde Affen, Hirsche, Skorpione, seltsame violetten Krebse und unglaublich schöne Schmetterlinge. Am nächsten Morgen fuhren wir an einen einsamen Strand, den wir uns nur mit heiligen Kühen teilen mussten. Zum Mittagessen holten wir uns ein paar Kokosnüsse von den Palmen und erst nachdem die Sonne im Meer versunken war, fuhren wir nach Hause. Tag darauf stellten wir in unserem Dorf eigenartige Veränderungen fest. Cafes und Restaurants, die noch am Vorabend Gäste bewirteten, waren zum Teil demontiert und Geschäfte, in der Nähe des Strandes, leer geräumt. Die Einheimischen erklärten uns, dass die Bauwerke illegal errichtet wurden oder keine Lizenzverlängerung erhalten haben. Am Nachmittag waren schon Bagger, Polizisten und Inspekteure vor Ort und zerstörten alles was noch nicht abgerissen wurde. Manche Besitzer durften aber ihre Geschäftshäuser eigenartigerweise stehen lassen. Dafür mussten sie wahrscheinlich ein hohes Bakschisch bezahlen... Kaum waren die Bagger abgerückt, begannen die Menschen mit den Aufbauarbeiten. So viel zu der Vorgehensweise der indischen Regierung. Ola und Lukasz blieb der Aufbaulärm erspart, da sie schon wieder nach Hause mussten.

 

Einige Tage später brachen wir auch auf und fuhren mit dem Bus nach Gokarna, 100 km südlicher. Dabei trafen wir zwei Mädels aus Köln. Dort angekommen fanden wir eine günstige Unterkunft 10 m vom schönsten Strand Indiens, dem Om-Beach, entfernt. Nach dem Abendessen stellten wir leicht entsetzt fest, dass wir eine 15-köpfige Kakerlakenfamilie als Untermieter hatten. Nach einer erfolgreichen Zwangsräumung sahen wir eine Ratte in unserem offenen Dachstuhl auf- und ablaufen. Dies war, wie wir in den nächsten Nächten feststellten, ihr allnächtlicher Gang zur Küche. In den vier Nächten in unserem Zimmer sahen wir mehr Ungetier als an einem Tag im Dschungel. Eines Abends schlossen wir uns einer Gruppe Inder an, die glücklicherweise vor ihrer Abreise am nächsten Tag, ihre Spirituosen loswerden wollten. Wir steuerten unseren aus Goa geschmuggelten Rum bei, so dass einem langen, lustigen und aufschlussreichen Abend nichts mehr im Wege stand. Zwei Tage später verließen wir das verregnete Gokarna in Richtung Jog Falls, den höchsten Wasserfällen Indiens. Da es dort ebenfalls regnete waren wir froh unsere Bekannten aus Köln wieder zu treffen, mit denen die Langeweile erträglicher wurde. Die Wasserfälle sind allerdings nicht mehr so spektakulär wie noch vor Jahren, da ein Staudamm erbaut wurde, der die Wassermengen zurück hält. Die Entscheidung weiter zu reisen fiel leicht und wir fuhren für einige Tage nach Kochi, um danach zum Periyar Nationalpark bei Kumily zu gelangen.

Allepey, unser nächstes geplantes Reiseziel, umfuhren wir großzügig, da dort die gefährliche Krankheit “Chickenguinea” ausgebrochen ist, an der in nur drei Wochen 15.000 Menschen infiziert und 120 Menschen starben. Deswegen fuhren wir ins 150 km entfernte Kumily. Die Stadt gilt als Ausgangspunkt in den benachbarten Periyar Nationalpark, indem Tiger, Elefanten und andere seltene Tiere leben. In einem, von unserem Reiseführer empfohlenem Café, machte uns der Besitzer eine “Spezial-Dschungel-Tour” schmackhaft (5 Tage in den tiefen Dschungel). Als wir uns am zweiten Tag näher informierten, stellten wir fest, dass diese Tour nicht legal sein konnte. Normalerweise werden solche Touren nicht vom Forrest Department durchgeführt, da dies zu schwierig ist. Nach kurzen Vorbereitungen starteten wir ohne Cafebesitzer, aber mit einem alten Fischermann als Führer und zwei pubertierenden Jungs als Träger. Gleich zu Beginn merkten wir wozu die komisch aussehenden “Blutegel-Socken” gut sind. Da gerade der Monsun endete wimmelte es von kleinen Blutegeln in dem knöchelhohem Gras. Bereits nach zwei Stunden machten wir die erste Pause, unsere Begleiter machten schnell ein Feuer und bereiteten ein Frühstück zu. Es gab, wie immer in Indien, Reis mit Gemüse. Schon zu diesem Zeitpunkt bemerkten wir den harschen Tonfall ("sei still", "bleib stehen", "geh weiter"…), große Mängel in der Ausstattung (Machete zum Gemüseschnippeln und keine Taschenlampe) und enorme Defizite in den einfachsten Waldkenntnissen (Bäume fällen, um an die in den Baumkronen trockenen Äste zum Feuer machen zu kommen). Das größte Ärgernis war jedoch, dass sich die drei Wegbegleiter ständig in keralisch unterhielten, so dass es von Vornherein unmöglich war, selbst halbtaube Tiere zu sehen. Sobald wir aber unsere neuen Eindrücke austauschen wollten, war dies natürlich viel zu laut, denn das Forrest Department könnte unsere illegale Tour entdecken und wir würden die Tiere verscheuchen. Kurz vor Anbruch der Dunkelheit erreichten wir im Regen unser Nachtlager. Wir freuten uns auf das zuvor angekündigte trockene Zelt. Dies entpuppte sich allerdings als aufgerissene Mülltüte, die über unsere Köpfe gespannt wurde. Nach einem schnellen Gemüsereis, hieß es bereits um 19 Uhr “Good night, sleep now!”. Nach zwei Stunden schliefen wir endlich ein, wurden jedoch kurze Zeit später vom einsetzenden Regen geweckt. Egal wie klein wir uns unter dem Müllbeutel zusammenrollten, es half nichts und wir wurden nass. Am nächsten Morgen trockneten wir unsere Schlafsäcke und Kleider am Feuer und hatten danach auch schon die Strapazen des ersten Tages vergessen. Nach kurzem Gang zur Morgentoilette, stellten wir fest, dass unser Messer, das fünf Minuten zuvor noch in unserem “Zelt” lag, verschwunden war. Um das Frühstück vorzubereiten benötigten die Jungs jedoch dieses Messer, da sie außer einer Machete kein Messer dabei hatten. Nach gemeinsamer Einstündiger ergebnisloser Suche nach dem, aus unserer Sicht geklautem Messer, hatten wir kein Vertrauen mehr in die Fähigkeiten unserer Führer und teilten ihnen mit, dass die Tour beendet ist und sie uns heute noch zurück nach Kumily führen sollten. Nach kurzen Erklärungsversuchen jedoch fand einer der Boys innerhalb weniger Sekunden das Messer unter einem riesigen Stein und erhoffte sich dadurch die Tour zu retten. Nun wussten wir auch, wer der Langfinger unter uns war. Danach wurden wir nur noch als Idioten hingestellt, die nicht auf ihr Messer aufpassen könnten. So waren wir sehr froh als wir um 15 Uhr wieder in Kumily einliefen. Wir machten uns direkt auf, zum Haus des Cafebesitzers und bekamen die Hälfte unseres Geldes zurück sowie eine persönlich geführte Tour als Entschädigung angeboten. Wir sagten zu, wollten uns aber zunächst in unserem Gästehaus einen Tag lang erholen.

 

Die Erholungspause mussten wir jedoch verlängern, da Ursel das Dschungel-Futter nicht vertrug und zwei Tage lang nur auf der Schüssel hing oder saß. Da die verschriebenen Medikamente nicht wirkten und Ursel dehydriert war gingen wir in der Nacht ins benachbarte Krankenhaus. Nach der ärztlichen Diagnose und der Begutachtung der verwendeten original verpackten Präparate waren wir beruhigt und blieben. Vier Litern Infusionen und Antibiotikum peppten Ursel wieder auf und schon am nächsten Abend konnte sie feste Nahrung zu sich nehmen und das Krankenhaus verlassen. Zwei Tage später wollten wir die verschobene Tour nachholen. Morgens um 6 Uhr trafen wir uns mit dem Cafebesitzer, der gleich zu Beginn einen größeren Geldbetrag, als Anzahlung für die Entschädigungstour verlangte. Da wir für die 1,5 Tage der ersten Tour bereits viel Geld bezahlten, dachten wir die “Entschädigungstour” wäre kostenlos, sozusagen als Wiedergutmachung. Wir sagten ihm deutlich unsere Meinung und ließen ihn mit offenen Mund stehen. Danach ging es uns wesentlich besser und hatten nun Zeit, uns eine Teeplantage in der Nähe “for free” anzuschauen. Der nette Eigentümer James fuhr uns großzügigerweise mit seinem Auto in der Umgebung umher. So kamen wir neben der Teefabrik außerdem noch zu einem Aussichtspunkt und einer Cardamonrösterei. Am Abend besuchten wir das aus Kerala stammende “Kathakali” – Tanzdrama. Die aufwendig geschminkten Darsteller gaben außer Geschrei keine Laute von sich. Sie erzählten ihre Geschichten durch Mimik und Fingerzeichen. Da wir wissen wollten wie eine normal geführte Dschungeltour ist, buchten wir über das Forrest Department eine Eintagestour mit Wanderung und Bambusbootsfahrt. Wir waren begeistert: zwei kompetente Ranger führten uns auf Zehenspitzen zu Bisons, Sambars (eine Hirschart), Wildschweinen, Mungos, Riesenaffen sowie zu Elefanten- und Tigerscheiße.

 

Da sich die Situation in Allepey wieder beruhigte, brachen wir am nächsten Tag auf in die Backwaters – ein Gebiet aus Kanälen und Flüsschen. Nach zwei Tagen auf dem Boot hatten wir genug vom Leben in den Backwaters und fuhren mit dem Bus weiter zum Badeort Varkala. In unserem, bis dahin, besten Zimmer verbrachten wir die ersten 72 Stunden mit essen, schlafen, Wäsche (und mittlerweile verschimmelten Rucksäcke) waschen und Karten zocken. Vor der Weiterfahrt nach Chennai sollte dies unsere letzte längere Station in Indien sein und wir beschlossen 10 Tage zu bleiben.

Nach zehn erholsamen Tagen in Varkala, die wir ausschließlich mit faulenzen verbrachten, ging es mit dem Zug nach vier Monaten wieder zurück nach Chennai. Unsere letzte Zugfahrt in Indien wurde leider durch ein Gewimmel von Kakerlaken unter unseren Sitzen getrübt, die sogar so dreist waren nachts über unsere Gesichter zu laufen…

 

In Chennai trafen wir dann unsere alten Reisebekannten Frauke und Eve aus Köln, die in einem Apartment untergebracht waren, wieder. Wir genossen es durch eine richtige Wohnung zu laufen und selbst mal wieder etwas zu kochen, denn in Indien kocht kein Reisender selbst, sondern geht eigentlich immer in eines der spottgünstigen Dhabas (Lokal der Einheimischen). Zusammen fuhren wir zu einer nahe gelegenen Krokodilfarm, um verschiedene Reptilien zu bestaunen. Allerdings an einem ungünstigen Tag, da es den ganzen Tag regnete. Während unserer letzten Tage in Indien entdeckten wir zum ersten Mal einen riesigen Shoppingcenter. Wie kleine Kinder liefen wir an den Schaufenstern vorbei und bestaunten die Auslagen. Viele der Geschäfte waren aber sogar für uns zu teuer. Trotzdem konnten wir mal wieder einige Schnäppchen erzielen. In Chennai buchten wir ein Flugticket nach Bangkok und versuchten zwei Tage heraus zu bekommen, ob wir ohne Visum und Rückreiseticket überhaupt nach Thailand einreisen können. Nach vagen Aussagen von Konsulat und etlichen Visa - Beschaffungsfirmen beschlossen wir das Risiko einzugehen und ohne Visum nach Bangkok zu fliegen.

Thailand / Burma / Thailand / Laos

(November bis Februar)

Am 7. November kamen wir am neuesten Flughafen der Welt in Bangkok an. Unsere Bedenken, die unser Thailandvisum anbelangten wurden schnell durch eine nette, junge Thai-Grenzbeamtin weggestempelt. Wir konnten für vier Wochen im Land bleiben. Im Morgengrauen ging es mit dem Bus zu unserer Absteige, nahe Khosan-Road, wo 95 % aller Rucksackreisenden unterkommen. Wir waren sehr überrascht, wie westlich Asien sein kann: saubere, geradezu luxuriöse Verkehrsmittel, schlaglochfreie Straßen und vor allem kein Gehupe, auch wenn es einen Grund gäbe. Der Urlaub konnte endlich beginnen.

 

Zuvor galt es noch schnell ein Myanmar-Visa zu besorgen. Leider ist dies auf eigene Faust kaum zu bewältigen, da man sich nachts um 3 Uhr in eine Schlange vor dem Botschaftsgelände stellen und auf eine der verfügbaren 20 Nummern, die am Tag ausgegeben werden, hoffen muss. Nachdem die Botschaft dann um 9.30 Uhr geöffnet hat, wartet man noch bis ca. 15 Uhr und hat dann sein Visum in den Händen. Oder man beauftragt ein Visa-Büro damit und bezahlt 3 Euro extra für die ganze Prozedur, was wir auch taten. Nach zwei Tagen ging es dann mit Nachtbus, natürlich ein Luxusliner mit AC+TV+WC, nicht so wie in Indien, nach Phuket, wo wir am Patong-Beach auf unseren ersten Besucher aus der Heimat trafen. Thomy hatte sich in einer 4-Sterne-Anlage eingemietet, was uns sehr entgegen kam. Die nächsten Tage verbrachten wir mit Wasserschlachten in der großzügigen Poollandschaft, Balkonpartys mit reichlich Bier (nicht aus der teuren Minibar, sondern aus dem Supermarkt um die Ecke) und kleinen Tagesausflügen, mit unter in eine benachbarte 5-Sterne-Anlage, die für ihre Gäste (wir fielen als Weiße gar nicht als Nichtgäste auf) ein hoteleigenes Pier zur Verfügung stellte. Vielen Dank an dieser Stelle an das nette Personal, die uns sogar Liegen und Handtücher brachten…

An einem Abend gingen wir in einen deutschen Biergarten essen. Drei Mal Tagesmenu mit allem drum und dran und danach, da noch ein Haps reinpasste, drei Mal Jägerschnitzel mit Pommes und Salat. Als Lückenfüller gab es noch Fassbier, Unterberg und eine Beinahe-Schlägerei mit einem Österreicher, der sich zu weit aus dem Fester lehnte. Fast wie in Deutschland! Nach dem Kurzurlaub mit Thomy mussten wir zurück nach Bangkok, um unseren Flug nach Yangon in Myanmar zu bekommen.

Nach einem kurzen Flug von Bangkok nach Yangon mit einer Billigairline betraten wir unser drittes Reiseland. Direkt nach dem Einchecken in einem Gästehaus, machten wir uns auf, um auf dem Schwarzmarkt Geld umzutauschen (Schwarzmarkt 1 Euro = 1600 Kyat: Staatliche Wechselstube 1 Euro = 800 Kyat!). Nach dem Tausch von einigen hundert Euros hatten wir den Rucksack halb voll mit burmesischen Banknoten und waren damit für unsere Weiterreise gewappnet. Am zweiten Tag besichtigten wir die weltberühmte vergoldete Shwedagon-Pagode, in der uns ein Mönch auf deutsch ansprach. Er wollte sich mit uns unterhalten, um seine Deutschkenntnisse aufzubessern. Normalerweise sollte man bei solchen Situationen misstrauisch sein und versuchen Land zu gewinnen, da es sich meist um ein Geschäftsmann handelt, der versucht einen Weg zu finden Einem das Geld aus der Tasche zu ziehen. Da er aber ein Mönch war (und dazu noch ein Echter) hatten wir keine Bedenken und gingen gemeinsam um die Pagode. Nach einer Stunde wollten wir uns außerhalb des Trubels hinsetzen und die Atmosphäre genießen. Er setze sich zu uns und sagte:” So jetzt ist die Führung vorbei. Ich brauche eine Spende, da ich nach Indien gehen will.” Wir waren über die Aufforderung überrascht, wollten aber sein Vorhaben ein wenig unterstützen und gaben ihm, nach einem gescheiterten Versuch ihm zu erklären, dass unsere Reisekasse beschränkt ist (“Wieso sagt ihr mir das. Ihr kommt doch aus Deutschland.”) 5000 Kyat, die er wie faules Obst in der Hand hielt. Er beschwerte sich, es sei zu wenig. Dies war die zweite, noch größere Überraschung. Wir wurden noch nervöser als wir schon zuvor waren und forderten ihn auf das Geld zurückzugeben, damit wir ihm mehr geben konnten. Er zögerte, gab aber die Scheine zurück. Wir erklärten ihm, dass er nun mehr hätte, eine Spende ist freiwillig und nie zu wenig. Danach wollten wir so schnell wie es geht weg von ihm und uns unter die anderen Touristen mischen. Er verfolgte uns und trat dabei Janus in die Versen, rempelte ihn an und versuchte uns anzuspucken. Wir ließen keine Provokation zu, da wir noch länger in Burma bleiben wollten. Hilfesuchend wandten wir uns an zwei ältere Mönche, die jedoch kein englisch sprachen. Das gleiche geschah auch bei einem Polizisten. Erst als wir die Kassiererin am Haupteingang und zwei Fremdenführern in Englisch die Situation schildern konnten, dachten wir Hilfe gefunden zu haben. Unsere Geschichte wollten sie jedoch keinen Glauben schenken, da ein burmesischer Mönch in der Gesellschaft ein sehr hohes Ansehen genießt. Wir vermuteten, dass uns eine Ausweisung drohen würde (und das schon nach zwei Tagen), wenn wir eine solche Person schupsen oder beleidigen würden. Wir baten die drei an der Kasse mit dem Mönch, der bereits wieder aufgebracht hinter uns stand, zu sprechen, in der Zeit verließen wir schnell das Gelände. Durch dieses Ereignis wurde uns ein kleines Stück der Illusion geraubt, dass Burma das netteste und friedlichste Land in Südostasien sei.

 

So waren wir froh am nächsten Tag die Hauptstadt verlassen zu können, da wir bereits ein Busticket zum Inle-See gebucht hatten. Auf der Hinfahrt lernten wir Daniela und Stefan aus Freiburg kennen, mit denen wir die nächsten Tage reisten. Auf einem sehr schönen gemeinsamen Ausflug auf dem See sahen wir zum ersten Mal Frauen mit Halsringen, die uns mehr an Afrika als an Asien erinnerten und schwimmende Gärten, eine Art Gemüsegarten mitten auf dem See, die sehr ertragreich sind und mehrmals im Jahr geerntet werden. Außerdem konnten wir die Bewohner, die in Steltzhäusern leben, bei ihren täglichen Arbeiten beobachten. Nach drei Tagen verließen wir die geruhsame Region und fuhren weiter nach Mandalay, die zweitgrößte Stadt Burmas. Die Stadt war jedoch zu dem Zeitpunkt sehr versmogt und so ging es nach kleiner Sightseeing-Tour weiter nach Hispaw. Das verschlafene Städtchen gefiel uns auf Anhieb und wir blieben trotz unseres knappen 28-Tage-Visums für eine Woche. So hatten wir genug Zeit die Gewohnheiten der Bewohner zu beobachten. Wir stellten fest, dass Methoden und Werkzeuge, die bei uns längst veraltet sind hier noch ihre tägliche Anwendung finden. Zum Beispiel: Wasserbüffel laufen im Kreis über den geernteten Reis, um ihn aus seiner Schale zu befreien: Autos und Busse werden zum Teil mit der Handkurbel angeworfen. Auf einem abgelegenen Markt in Lashio wurde Ursel von mehreren kichernden Marktfrauen festgehalten und musste das traditionelle Gesicht-Make-Up der Burmesinnen über sich ergehen lassen. Gelbe Farbe, die aus gemahlener Baumrinde gewonnen wird, die als Verjüngerungskur bzw. als Sonnenschutz gilt.

 

Unsere Route führte uns weiter über Mandalay nach Bagan, wo eines der drei weltweit größten Pagodenlandschaften vorzufinden ist Die ca. 2300 Pagoden auf 5 km² waren das Highlight unserer Burmareise. Mit geliehenen Fahrrädern durchstreiften wir das Gebiet, erklommen einige Pagoden und sahen von dort die schönsten Sonnenuntergänge, wobei die unzähligen Pagoden wie ein Wald wirkten. Nach einigen Tagen ging es wieder zurück nach Mandalay, wo sich der Smog einigermaßen gelegt hatte. So lernten wir die Stadt von einer ganz anderen Seite kennen und erkundeten die vielen großen Märkte. Da bald unser Flieger zurück nach Bangkok ging fuhren wir nach Yangon. Unser Burma-Fazit: ein wunderschönes Land mit bunten Märkten, beeindruckenden Pagoden und freundlichen hilfsbereiten Menschen. Durch die immer größere Touristenzahl wird das Land und die Menschen jedoch unweigerlich verändert.

Ein paar Tage vor Weihnachten trafen wir in, uns mittlerweile bekannten, Bangkok ein. Auf Anhieb fanden wir ein nettes Zimmer, das für die nächsten 10 Tage unser “Zuhause” werden sollte. Das bevorstehende Weihnachtsfest ohne Familie und weit weg von der Heimat bereitete uns ein komisches Gefühl – wir hatten das erste Mal richtig Heimweh. Jedoch trafen wir kurz zuvor unerwartet Conny wieder, die wir vor 3 ½ Monaten in einem 25-Seelendorf im Himalaja kennen gelernt hatten. Dieses Wiedersehen musste erst einmal richtig gefeiert werden und unsere Stimmung ging wieder bergauf. An Weihnachten selbst waren wir shoppen, gönnten uns ein besseres Essen und schrieben unseren Burmabericht. Beim Versenden des Textes bekamen wir prompt eine E-Mail zurück, dass die gesamte Familie Maier sich zum Brunch versammelt hatte und spontan mit uns über skype telefonieren konnte. Es war schön, die ganze Familie wieder zu sehen und mit ihnen sprechen zu können (skype sei Dank!). Als alle ein Lied anstimmten und ein selbstgemaltes Plakat für uns in die Kamera hielten, hatten wir Tränen in den Augen. Ein schöneres Weihnachtsgeschenk konnte es nicht geben. Schnell schrieben wir auch eine E-Mail an Janus' Familie, in der wir einen Skypetermin in zwei Stunden vereinbarten. Und tatsächlich, nach zwei Stunden konnten wir mit der ganzen Schymonski Bande telefonieren. Leider konnten wir niemanden sehen, da keine Digicam zu Hause war, was wir aber einen Tag später nachholten. In den nächsten Tagen kamen wir nicht mehr vor 3 Uhr nachts ins Bett, da wir dauernd Skypetermine wahrnehmen mussten. Nach etlichen Einkaufstouren quer durch Bangkok platzten unsere Rucksäcke aus allen Nähten und wir gaben erneut ein Paket nach Deutschland auf. Wir haben den Eindruck, dass Bangkok die stressfreiste und westlichste Stadt ist, die wir bis jetzt in Asien erlebt hatten.

 

Am 27. Dezember konnten wir unser Vietnam- und Laosvisum in Empfang nehmen und uns sofort auf den Weg zur thailändisch-laotoischen Grenze machen. Nach 14 Stunden erreichten wir die verschlafene und eher an eine Kleinstadt erinnernde Hauptstadt Vientiane. Nach einer zweitägigen Sightseeingtour fuhren wir weiter in das malerische Örtchen Vang Vieng, das neben beeindruckender Natur auch viel Ruhe zu bieten hatte. Dort leihten wir uns für mehrere Tage Fahrräder, erkundeten so die Umgebung, starteten einige Höhlenexkursionen und ließen uns des Öfteren, mit unserem neu erworbenen wasserdichten Beutel, kilometerlang den Fluss hinunter treiben. In einer Höhle, in die wir besonders tief vorgedrungen waren, entdeckten wir in der völligen Dunkelheit eine “Zyklopenspinne”. Wir nannten sie so, da sie in der Mitte ein goldreflektierendes Auge hatte, wenn man es anleuchtete. Direkt danach mussten wir kehrt machen, da eine der beiden Taschenlampe bereits der Saft ausging. Silvester verbrachten wir ganz unspektakulär bei ein paar Bierchen in unserem gemütlichen Zimmer. Unsere nächste Station war die ehemalige Hauptstadt Luang Prabang, das Haupttouristenziel in Laos. Prächtig verzierte Kloster und alte Häuser aus der französischen Kolonialzeit vermittelten eine nette Atmosphäre. Jedoch waren viele Hotels und Restaurants unverschämt überteuert und bei allen Kleinigkeiten wurde sofort ein Eintrittsgeld verlangt. Nichts für Budgetreisende, wie wir es sind. Unser Highlight war der in der frühe stattfindende Wochenendmarkt. Dort wurde neben den gewöhnlichen Obst- und Gemüsesorten auch laotische Delikatessen angeboten: gegrillte oder lebendige Kröten, tote Fledermäuse im 5er Pack geschnürt, Pythonfleisch, lebendige “Riesenmaulwürfe” und uns bereits bekannte Wasserkäfer. Nach vier Tagen hatten wir die Touristenmassen satt und fuhren zu den 2000 Jahre alten Steinkrügen bei Phonsavan. Auf der Fahrt dorthin hatten wir Begleitschutz von zwei mit Maschinengewehren bewaffneten Männern, da die Busse in dieser Region immer wieder von Rebellen überfallen werden. Wir kamen aber ohne Zwischenfälle in Phonsavon an. Da wir keine Lust hatten die 15 km entfernten Steinkrüge im Rahmen einer gebuchten Tour zu besichtigen, gingen wir zu Fuß und holten uns einen ordentlichen Sonnenstich. Nach einigen ruhigen Tagen nahmen den Bus nach Vietnam, wo wir, nach langer Vorfreude, Christoph und Steffi wiedersahen.

Vietnam (Februar bis April)

Nach einer 24 Stunden Fahrt erreichten wir Hanoi und konnten nicht fassen, dass Christoph und Steffi bei uns waren. Selbst nach ein paar Tagen war es komisch die beiden um uns zu haben. Aus der Heimat brachten sie uns neben Neuigkeiten und spannenden Geschichten auch einen Koffer deutscher Unerlässlichkeiten, darunter Käse, Salami, den legendären Christollen von Tante Barbara und selbstgebackenes Vollkornbrot von Papa Guido mit. Hanoi selbst war sehr hektisch, überfüllt mit Motorrädern und die Gehwege im Zentrum zumeist von den Geschäften als Ausstellungsfläche genutzt, so dass wir die meiste Zeit auf der Strasse laufen mussten. Fast alle der Vietnamesen sprachen kein englisch und waren sonst auch nur schlecht drauf. Vielleicht lag es an dem Winter und dem schlechten Wetter. Auf einem Markt sahen wir zum ersten Mal gegrillte Hunde und mussten zweimal hinsehen, um es wahr zu nehmen.

 

Nach vier Tagen waren wir froh die Großstadt zu verlassen und auf Cat Ba überzusetzen zu können. Auf der Insel der Halong Bucht herrschte ähnlich schlechtes Wetter, dafür aber bessere Stimmung. Wir unternahmen einen Bootsausflug und schipperten so einen Tag lang zwischen den skurrilen Felsformationen hindurch, besuchten zwei Höhlen und die Affeninsel. Danach ging es weiter über Hanoi zur ehemaligen Kaiserstadt Hue. Christoph und Steffi taten uns leid, da auch hier Winterwetter herrschte. Ab und zu Regenfälle und das bei 14 Grad. Trotz alldem gefiel uns die Stadt mit ihrer Zitadelle und dem Kaiserpalast ganz gut, noch besser allerdings die Kneipe der Vietnamesin Thu, wo wir Stammgäste wurden. Unsere nächste Station war ein ruhiges Fischerdörfchen mit Häusern aus der Kolonialzeit. Unsere Zimmer in Hoi An waren der Wahnsinn. Für 4,50 Euro gab es ein Zimmer mit Badewanne, TV, Fenster und Kühlschrank. Die Zimmer in Vietnam waren bis dahin sowieso die besten auf unserer Reise - Preis-Leistung Verhältnis unschlagbar. Nach dem uns bekannt wurde, dass Christoph und Steffi 30 kg plus 7 kg Handgepäck pro Kopf frei haben begannen wir verstärkt Souvenirs zu kaufen. Nach drei verregneten Tagen ging es weiter südlich Richtung Nha Trang. Dort hatten wir endlich 25 Grad und Sonnenschein. Da Janus kränkelnd im Zimmer lag fuhren wir zu dritt mit einem Cyclo (Fahrradriskha) zu einem weißen und einem liegenden Buddha. Zum ersten Mal mussten wir keinen Eintritt für eine Sehenswürdigkeit zahlen. Eine besondere Spezialität in Vietnam war die Drachenfrucht, eine Mangogrosse, pinkene Frucht die an einem Kaktus wächst, gedeiht besonders in dieser Region. Das leckere süße mit schwarzen kleinen Kernen übersäte Fruchtfleisch erinnerte ein wenig vom Geschmack an eine reife Kiwi.

Einige Tage später landeten wir im Kitesurfparadies Mui Ne, wo wir die nächsten acht Tage zum ausspannen blieben. Leider konnte man nur mit Mühe ins Meer gelangen, da die Wellen mörderisch hoch waren. Hatte man es dann doch ins Meer geschafft rasierten die Surfer einem den Kopf. Die nahe gelegenen Sanddünen und der rote Canyon eigneten sich gut für einen Tagesausflug. Die ankommenden Touristen werden dort sofort von einheimischen Kindern belagert, die versuchen eine Rutschunterlage für die Dünen zu einem Wucherpreis zu verleihen. Auch wenn man dies deutlich ablehnt folgen sie einem auf Schritt und Tritt. Nach einer Stunde waren wir entnervt und flohen zum roten Canyon. Der Strand in Mui Ne eignete sich auch hervorragend um in aller Frühe Muscheln zu sammeln. Wir behielten nur einige der schönsten, da wir die Ausfuhrbestimmungen für Muscheln nicht kannten und dadurch Christoph und Steffi nicht in Schwierigkeiten bringen wollten. Die Tage vergingen wie im Flug und schon waren wir in unserer letzten gemeinsamen Station, Saigon. Bei einem Tagesausflug sahen wir eine Art Messe einer Multireligion an, bevor es zu den weltberühmten Cu Chi Tunneln ging. Das 200 km lange Handgegrabene Tunnelsystem der Vietkong wurde als Rückzugsraum, Lager, Krankenhaus usw. sehr effektiv im Krieg gegen die amerikanischen Besatzer genutzt und trug letztendlich zum Sieg bei. Da es nur wenige Tage bis zum Abflug waren brach bei uns allen ein Kaufrausch aus. Shoppen, shoppen, shoppen. Man traf sich dann nur noch abends um die Errungenschaften des Tages zu präsentieren und um Einkaufstipps auszutauschen. Nach drei Tagen hatten wir einen Rucksack voll mit Andenken, den die beiden nach Hause schleppen mussten. Am nächsten Mittag hieß es Abschied nehmen von unseren vorerst letzten Heimatbesuchern. Dem schwer beladenen Taxi hinterher winkend konnten wir kaum glauben, dass vier Wochen vorbei und wir wieder allein waren.

Nach einer erfolgreichen Visaverlängerung beschlossen wir ein paar Tage auf der Insel Phu Quoc zu verbringen. Auf der Hinfahrt zur Hafenstadt Rach Gia saßen wir bei 38 Grad zusammengepfercht mit 14 anderen Vietnamesen acht Stunden in einem Minibus. Als wir zur Mittagszeit in einem Stau standen, waren unsere Kleider vom Schweiß schon dunkel gefärbt und wir baten den Fahrer die Klimaanlage anzuschalten. Was für uns eine Wohltat war, war für die bereits in Pullovern dasitzenden Vietnamesen das krasse Gegenteil, denn sie zogen schnell Jacken, Mützen und Handschuhe hervor, um sich gegen die “Kälte” zu schützen.

 

Nach einer Nacht in Rach Gia konnten wir am nächsten Morgen mit der Fähre auf die Insel übersetzen. Die Zimmersuche erwies sich schwieriger als wir dachten, da viele Bungalows überteuert bzw. ein schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis hatten. Zwei Stunden benötigten wir, um ein nettes Bungalow in unserer Preisspanne zu finden, das für die nächsten drei Wochen unser zu Hause werden sollte. Allerdings mussten wir ganze 50 Meter laufen, um an den fast menschenleeren, von Palmen gesäumten Strand zu gelangen und ein erfrischendes Bad im Meer zu nehmen. Durch das chinesische Neujahr flüchteten viele in China arbeitende Europäer auf die Insel, um dem Trubel zu entkommen. So auch Catarina, Claudius und Kristof, die ein lustiges Trio darstellten und mit denen wir des Öfteren einen feuchtfröhlichen Abend verbrachten. Später lernten wir auch noch Sonja und Andi kennen, bei denen vor allem Janus in Erinnerung bleiben wird. Beim Nachtschwimmen entdeckte Ursel eine riesige Qualle, die Janus als harmlos identifizierte, in die Hände nahm und von sich schleuderte. Noch als die Qualle durch die Luft flog, fingen Janus’ Arme und Hände an zu brennen und als sie vor Sonja auf dem Wasser aufschlug, war auch ihr Schicksal besiegelt. Das Ergebnis – Oberkörper und Oberarme voller roter, schlimm juckender, brennender Pusteln. Auf der Insel kamen wir auch auf den Geschmack unser Essen mal wieder selbst zuzubereiten. Wir kauften dazu superbilliges Seafood auf dem Market und grillten am Abend am Strand unter Palmen. Ein echtes Robinson-Feeling! Nach anfänglichen Bedenken liehen wir uns für zwei Tage ein kleines halbautomatisches Motorrad aus. Dies auszuleihen war kein Problem. Kein Führerschein – no problem. Noch nie gefahren – no problem. Als wir dann ruckelnd vom Gelände fuhren schaute uns der Besitzer dann doch skeptisch hinterher. Zum Glück ging aber alles gut. Wir erkundeten so die Insel mit den vielen kleinen Fischerdörfern und versuchten uns alle Strände anzusehen. Als wir am Bai Sao Beach ankamen, kamen wir aus dem Stauen nicht mehr raus. Schneeweißer breiter sauberer von Kokospalmen umgebener Sandstrand, glasklares Meer, ein Bild wie aus der Südsee. Wir wunderten uns allerdings, dass keine Touristen am Strand lagen, sondern nur vereinzelt in den beiden Restaurants saßen. Nach einem Sprung ins Wasser legten wir uns in den Schatten einer Palme und verfluchten nach zehn Minuten den angeblichen Traumstrand. SANDFLIEGEN! Zwei Wochen hatten wir mit den stark juckenden Bissen dieser kleinen Biester zu kämpfen.

Kambodscha / Thailand (April bis Juni)

Am 10. März überquerten wir die vietnamesisch-kambodschanische Grenze mit einem Boot. Auf unserem ersten Grenzübergang auf dem Wasserweg tuckerten wir gemütlich zu den beiden Grenzposten und holten uns unsere neuen Stempel ab. Erste Station war die Hauptstadt Phnom Penh, die wir erst in der Dunkelheit erreichten. Dies ist ein sehr verbreiteter Trick der Busunternehmer: die Anreise wird in die Länge gezogen (z. B. durch fünf Mal Pause machen) und die Neuankömmlinge vor einem ausgewählten Gästehaus ausgesetzt (meist dies, das die höchste Provision bezahlt), um eine pro Kopf-Provision vom Gästehausbetreiber zu kassieren. Viele haben keine Lust in der Nacht noch eine andere Bleibe zu suchen und die Rechnung geht auf. Jedoch nicht mit uns. Wir fanden in einer ruhigen Seitengasse ein No-Name-Gästehaus mit seriösem Erscheinungsbild. Ab 20 Uhr jedoch offenbarte das Gästehaus sein wahres Klientel, es war ein Stundenhotel. Ohro-Pax sei Dank konnten wir in der Nacht einige Stunden schlafen.

 

Kurz darauf verließen wir die Hauptstadt Richtung Norden, da Janus seinen Geburtstag an einem bei Banlung gelegenen Vulkansee feiern wollte. Nach zweitägiger Anreise per Bus und Pick-up erreichten wir Banlung, die Staubstadt. Da die Strassen aus roter Erde bestanden und gerade Trockenzeit war, staubte es Tag und Nacht. Der kleinste Windstoss, jedes Auto oder jeder Roller wirbelten Unmengen von Staub hoch, alles war staubbesetzt, selbst im Zimmer unseres Gästehauses und nur Touristen trauten sich ohne Atemschutz auf die Strasse. Mit ausgeliehenen Fahrrädern erkundeten wir die vielen Wasserfälle, Dörfer, Wälder und natürlich auch den Vulkansee. Am 18.03. war es soweit und wir köpften eine Geburtstagrotweinflasche am See, die wir bereits seit zwei Wochen mit uns trugen. Danach mischten wir die Dorfjugend an der Badeplattform auf. Beim Springen waren sie uns überlegen, doch als wir unsere Tauchermasken hervorholten und ein paar Sachen vom fünf Meter tiefen Grund holten, kamen sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. In dem kleinen Städtchen entdeckten wir unsere Vorliebe für “Topfläden”. Auf einem Tisch am Straßenrand stehen ca. zehn große Töpfe mit Deckel, die verschiedene Suppen und Gemüse-Fleischvariationen enthalten. Man schaut in die Töpfe, zeigt auf das was man haben will und nach ein paar Sekunden steht das Essen schon vor einem. Ein sehr gutes System um ohne kambodschanische Sprachkenntnisse etwas zu essen zu bekommen. Bei einem Tagesausflug sahen wir plötzlich einen Elefanten am Fluss Wasser trinken. Weit und breit war kein Mensch zu sehen und als der Elefant sich auf uns zu bewegte bekamen wir Angst. Als er nach ein paar Metern stockte, bemerkten wir die massive Kette, mit der er an einem Baum festgebunden war. So konnten wir in aller Ruhe ein paar Fotos von ihm schießen.

 

Nach acht schönen Tagen ging es weiter in den Südosten von Kambodscha. Wiederum zwei Tage dauerte die Fahrt bis dorthin. In Kampot hatte der letzte Regen die Straßen überflutet . So liefen wir in der kniehohen braunen Brühe umher auf der Suche nach einem Gästehaus und hatten zum Glück bald Erfolg. Am nächsten Tag schwangen wir uns wieder auf ausgeliehene Fahrräder und gingen Janus’ neuster Lieblingsbeschäftigung nach – Höhlen erforschen. Nach 15 km erreichten wir eine vom Tourismus verschonte Höhle, an der gerade Sprengungen stattfanden. Ursel war diese Situation zu heikel. Janus ließ sich aber nicht abhalten und ging allein hinein. Zum verabredeten Zeitpunkt kam er allerdings nicht wieder, so dass Ursel zwei Führer (Kinder – es sind die einzigen die sich wirklich in den Höhlen auskennen) im nahe gelegenen Dorf organisieren musste und mit ihnen die Höhle absuchte. Als die drei nach 45 Minuten ohne Erfolg wieder heraus kamen, war Janus bereits wieder da und völlig erschöpft. Während Ursel Todesängste ausstand, hatte Janus in der gigantischen Höhle einfach die Zeit vergessen. Glücklich suchten wir den erstbesten Topfladen auf und aßen zur Feier des Tages die doppelte Portion. Die nächsten beiden Höhlenexkursionen starteten wir dann wieder gemeinsam.

Unsere nächste Station war Sianoukville, der einzig wirkliche Badeort in Kambodscha. Auf der Fahrt dorthin saßen wir zu zehnt in einem normalen PKW: auf dem Beifahrersitz waren zwei Männer, die Rückbank teilten wir uns mit einer vierköpfigen Familie. Der Höhepunkt war jedoch, dass sich sogar der Fahrer seinen Sitz mit einem weiteren Mann teilte. In dem Ort angekommen bekam Ursel Fieber und grippeähnliche Symptome – Anzeichen für Malaria. Doch als der Test negativ ausfiel, griffen wir beruhigt auf die Standardbehandlung zurück. Zwei Tage später lagen wir allerdings und diesmal beide flach. Wieder einmal hatten wir einen dieser abartigen asiatischen Durchfälle, so dass wir sogar in ein Krankenhaus gehen mussten. Leider konnte die Ärzte im Krankenhaus kein englisch und wir versuchten mit Gestik und Geräuschen klar zu machen, dass wir Durchfall hatten. Der Arzt verstand anscheinend überhaupt nichts, denn er unternahm erst einmal eine Ultraschalluntersuchung und ließ dann seine einzigen beiden Worte in englischer Sprache heraus: "No Baby!".... Dank Chemiekeule geht es uns mittlerweile wieder gut.

 

Auf dem Weg zu unserer letzten Station, den Tempeln von Angkor, machten wir wieder einmal einen Zwischenstopp in Phnom Penh, um beim shoppen unsere letzten Kapazitäten im Rucksack auszunutzen. Dabei sprengten wir allerdings den Rahmen und mussten, wie zum Teil auch die Einheimischen mit einem 50 Liter Reissack weiterreisen. Die Tempel in Angkor sind die Touristenattraktion in Kambodscha. Ganze Busladungen mit Touristen werden durch das weitläufige Gelände gekarrt und zu Stosszeiten sind manche Tempel total überfüllt. Wir entschieden uns mal wieder für die Budgetreisendenvariante, liehen uns zwei Klappfährrader und erkundeten so das weitläufige Gelände. Während wir so durch den Dschungel fuhren sprangen plötzlich Polizisten auf den Weg und gaben uns zu verstehen, dass wir sofort anhalten und uns an die Seite stellen sollten. Nur warum? Kurz darauf kam eine Polizeieskorte und eine S-Klasse an uns vorbei gefahren. Der Mann im Wagen sah ganz normal aus. Als die Eskorte weg war fragten wir die Polizisten wer der Mann im Wagen war. Sie schüttelten nur den Kopf und sagten: "The King of Cambodia!". Trotz der schönen Anlage hatten wir nach einem Tag die Nase voll. Wir waren verwundert, dass so mancher sogar eine ganze Woche lang, bei 40 Grad zwischen den Steinhaufen herumirrt ohne einen Sonnenstich zu bekommen. Da fanden wir die Pagoden im burmesischen Bagan viel authentischer und entspannter. Nach ein paar Tagen, die wir überwiegend in Topfläden und auf dem Markt an den Essensständen verbrachten (kein Durchfall), ging es auch schon wieder nach Thailand.

Mit einer Nacht Zwischenstopp in Bangkok ging es gleich am nächsten Abend weiter mit dem Bus nach Chiang Mai, um dort das alljährliche Thai-Neujahrsfest zu feiern. Vier ganze Tage versammeln sich die Menschen jedes Jahr dort um den Wassergraben der Altstadt und liefern sich eine Wasserschlacht, der sich niemand entziehen kann – nicht einmal die Gesetzeshüter. Wir bewaffneten uns mit zwei Fünf-Liter-Eimern und mischten uns unter die Einheimischen. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang herrscht dort der Ausnahmezustand. Wer kurz vor die Tür geht, muss mit einer Ladung Wasser rechnen. Besonders hart war es dann, wenn man Eiswasser abbekam, das in 150 Liter Behältern mit Hilfe von Eisblöcken abgekühlt wurde. Was uns erstaunt hat war, dass trotz der Menschenmenge eine friedliche Stimmung herrschte. Sogar Thais, die sich gerade eine Zigarette anzündeten oder eine Wurst in dem Mund schoben und dabei eine Wasserladung abbekamen, wurden nicht zornig. Nach vier Tagen hatten wir dank des kalten Wassers eine ordentliche Erkältung.

 

Weiter ging es nach Pai in den Nordwesten. Der kleine Ort, der voll in touristischer Hand ist, hielt uns nicht lange und so zogen wir nach zwei Tagen weiter nach Soppong. Unsere dortige Unterkunft war wie der Name bereits ankündigte: Jungle House. So hatten wir eine spartanische kleine Holzhütte mit allerlei Insekten. Zwei riesige Spinnen ließen sich einfach nicht vertreiben und mussten von Janus zur Strecke gebracht werden. Lustig war dagegen ein sprechender Vogel, der den ganzen Tag englische und thailändische Wörter rief. Anfangs suchten wir zu der Stimme die dazugehörige Person und staunend stellten wir am zweiten Tag fest, dass es wirklich der Vogel ist. Mit einer Wanderung verbunden besuchten wir die Höhle Tham Lot und leisteten uns dort einen weiblichen Guide. Nach zwei Tagen wurde uns unsere Jungle Hütte zu bunt und wir fuhren weiter nach Mae Hong Song, nahe der burmesischen Grenze. Je weiter wir ins Hinterland fuhren, desto heißer wurde es. Hier waren es schon mittags 45 Grad im Schatten, so dass wir unsere Aktivitäten auf früh morgens oder abends verlegten. An einem Tag jedoch wollten wir die längste und größte Höhle in Thailand besichtigen. Die Tham Nam Long war 30 km weit von unserem Ausgangsort entfernt, deswegen wollten wir den ersten Bus am Morgen nehmen. Um fünf vor sieben bogen wir in den Busbahnhof ein und mussten feststellen, dass der vollbesetzte Bus bereits zehn Minuten zu früh abgefahren war. Unsere Alternative war, den Daumen raus zu halten und auf einem Pick up als Anhalter mitzufahren. Nach zehn Minuten hatten wir Erfolg und ein junges Pärchen fuhr uns bis zu der Stelle, von der aus es noch 2,5 Stunden quer durch den Wald zu wandern war. Als sie uns absetzten stellten wir fest, dass sie nur wegen uns einen Umweg machten, eigentlich mussten sie in die andere Richtung. Wir bedankten uns auf thai und wollten ein kleines Spritgeld übergeben, aber auch dieses wollten sie nicht annehmen. Während der Wanderung mussten wir des Öfteren Flüsse durchqueren (Wanderschuhe aus, barfuss durch den Fluss, Wanderschuhe wieder an), über Felder laufen, an denen der Boden vor Spinnen noch so wimmelte und über Felsen klettern, an denen wir das ein oder andere Mal abrutschten. Für die Strapaze wurden wir allerdings mit einer gigantischen Höhle belohnt. Kein Mensch, geschweige denn Tourist war dort zu sehen. Die 100 Meter hohe Eingangshalle mit ihren Stalagmiten und Stalaktiten war einmalig. Janus kämpfte sich auch noch ein paar hundert Meter im hüfthohen Wasser weiter und fand riesige Kristallkaskaden und eine weitere Halle. Nach einer Stunde machten wir uns auf den Heimweg. Und da wir den Weg schon kannten, versuchten wir es mit einer Abkürzung. Um uns die Schuhe ausziehen bei einer Flussüberquerung zu sparen, riskierten wir ein Querfeldeinmanöver an einem steilen Hang. Wegen der Hitze war er jedoch so steinhart, dass wir einen Absturz nicht mehr verhindern konnten. So rutschte zuerst Janus und dann Ursel den 6 m langen Hang runter und landete schließlich 2 m tiefer im Fluss. Da der Fluss nur 40 cm tief war, rissen wir uns nicht nur die Hände, Arme und Beine am Hang auf, sondern prellten uns auch an den Steinen des Flussbettes. Nach Erstversorgung der Wunden mit Flusswasser hinkten wir mit aufgerissenen Hosen zurück zur Strasse. Nach einer Stunde Warterei erbarmte sich ein junger Thai und nahm uns in seinem nagelneuen Auto mit. Wir schämten uns, weil wir neben den schmutzigen und aufgerissenen Kleidern auch noch fürchterlich nach Schweiß und Feuer (Brandrodung) rochen. Ein paar Tage später waren wir wieder reisefähig und so ging es zurück über Pai nach Chiang Mai.

 

Zurück in Bangkok hieß es nun ein Indonesien Visa einzuholen. Dank falscher Informationen von zwei Reiseagenturen stellten wir erst nach der Buchung unserer Flugtickets fest, dass ein sofortiges Visa für unseren Reisezeitraum nicht ausreichen würde. Man kann es frühestens ein Monat vor der Einreise ausstellen lassen, damit man noch zwei Monate (so wie wir es vorgesehen hatten) im Land bleiben kann. Das Verzwickte bei dieser Sache war auch noch, dass man nur in Bangkok ein 2-Monatsvisa bekommen kann und ein Einreisevisa von einem Monat an der indonesischen Grenze nicht um einen weiteren Monat verlängert werden kann. Die Pässe konnte wir aber auch nicht in Bangkok lassen, um beispielsweise in drei Wochen durch eine Agentur ein Indonesienvisa beantragen zu lassen, da wir einen so genannten Visa-Run in einer Woche nach Burma machen mussten, um ein weiteres kostenloses vier Wochen Thailandvisa zu erhalten. Wir entschlossen uns, das Problem von unserem nächsten Reiseziel, der Insel Koh Tao aus zu lösen. Fortsetzung folgt...

Bevor es auf die Insel Koh Tao im Golf von Thailand ging, mussten wir einen so genannten Visa-Run nach Burma machen, um unser Thailandvisa für weitere vier Wochen zu verlängern. Zu dem Grenzort Ranong fuhren wir zum ersten Mal mit einem Super-Deluxe Bus, in der wir die einzigen Ausländer waren. Es gab Stewardessen, die Getränke und Essen verteilten, Kopfkissen und weiche Frotteedecken, zudem noch eine heiße Kompresse und am nächsten morgen einen Kaffee... wie im Flugzeug, nur besser. Nach dem unkomplizierten Verlängern unserer Visa sollte es jetzt endlich auf die Insel Koh Tao gehen. Eine Nacht Zwischenstop in Chumpon und danach mit dem Nachtboot (= Übernachtung gespart, nette Leute kennen gelernt) in 9 Stunden rübertuckern. Im Vergleich dazu braucht ein normales Touristenboot 2 Stunden! Auf der Insel traf uns erst mal der Preisschock, was auf dem Festland für einen Euro zu haben ist, gab es hier ab 2 Euro aufwärts. Und das obwohl es Nebensaison war. Wir entschieden uns für die ruhige Bucht Tanote, in der es gute Schnorchelmöglichkeiten gab und mieteten uns für 3 Wochen in einem Bungalow ein. Nach Monaten des Rumreisens fühlten wir uns ausgelaugt und gönnten uns die drei Wochen dort, d.h. kein ständiges Rucksack ein- und auspacken, Zimmersuche, Preise abchecken, Leute abwimmeln, Transportmittel organisieren und orientierungslos durch unbekannte Gegenden laufen.

 

Unser Visaproblem mit Indonesien entschlossen wir uns auf eine riskante Art zu lösen. So gaben wir unsere Pässe, die Flugtickets, 100 $ Visagebühr und Antragsformulare einer Boots- und Busgesellschaft, die unser Paket sicher nach Bangkok bringen sollte. Dort angekommen wurde es von der uns bereits vertrauten Agentur abgeholt und weiter zur Botschaft gebracht. Das alles natürlich nach telefonischer Rücksprache. Nach 14 Tagen konnten wir unsere Pässe mit dem heißbegehrten Visaaufkleber in unseren Händen halten und waren froh, dass alles so perfekt für uns ablief. So was sollte man auch wirklich auch nur einmal machen... Unsere Bucht hatte neben einen schönen Sandstrand auch ein Vorgelagertes Riff zu bieten, in dem sich viele tropische Fische tummelten. Es war allerdings nicht so paradiesisch, wie wir uns das erhofft hatten. Trotzdem gingen wir jeden Tag ins Wasser und sahen neue Korallen- und Fischarten. Zum ersten Mal gab’s für uns auch eine Haikonfrontation. Die kleinen Schwarzspitzenriffhaie hatten aber genauso viel Schiss wie wir (U.) und verdrückten sich so schnell wieder, dass es nicht mal für ein Foto reichte. Was auch zu unserer Erholung beigetragen hatte, waren die viel deutschsprachigen Reisenden auf der Insel. So konnten wir selbst nach drei Bier in der Muttersprache noch gut diskutieren. Wir liehen uns einen Roller für drei Tage und erkundeten so den Rest der Insel.

 

Nach der schönen Zeit ging es mit dem Nachtboot wieder zurück zum Festland und mit einem Einheimischenbus in die Stadt Hat Yai, die auf dem Weg zu unserem nächsten Reiseland Malaysia lag. Vier Tage blieben wir dort, obwohl es nichts zu sehen gab. Das tolle und billige Gästehaus, mit seinem leckeren Frühstücksburgern, hielt uns so lange. Kaum waren wir mit dem Minibus aus der Stadt in Richtung Grenze, gingen einige Bomben in Hat Yai hoch, in der einige Menschen ihr Leben verloren. Von dem Ereignis erfuhren wir einige Tage später und so wurde uns mal wieder bewusst, wie viel Glück wir auf unserer Reise schon hatten. Der Grenzübergang nach Malaysia, von dem wir Horrorgeschichten hörten, z.B. Drogen in den eigenen Rucksack zugesteckt zu bekommen, um so als unwissender Drogenschmuggler über die Grenze zu gehen (Todesstrafe), verlief problemlos.

Malaysia / Singapore (Juni)

Von unserem ersten muslimischen Reiseland in Asien waren wir gleich zu Beginn positiv überrascht. Kaum waren wir in Kota Bharu, einer Provinzhauptstadt, angekommen begrüßten uns die Menschen mit „Welcome to Malaysia“ und alle lächelten uns an oder winkten uns zu. So viel Gastfreundschaft hatten wir nicht erwartet. Nach einer Nacht in einem billigen Gästehaus ging es mit dem öffentlichen Bus weiter nach Kuala Besut, von da aus wir ein Boot auf die Perhentian Islands nehmen wollten. Im Bus waren neben uns auch viele einheimische, Kopftuchtragende Frauen und ein malaiische Familie (chinesischer Abstammung) mit ihren vier Kindern. Eigentlich wollten sie an einen Ort an der Ostküste fahren, nachdem wir uns aber so toll unterhalten hatten (sie sprachen chinesisch, malaiisch und englisch) beschlossen sie sich uns anzuschließen und so saßen wir wenige Stunden später gemeinsam auf dem Boot zu den Inseln. Wir quartierten uns in der gleichen Bungalowanlage ein und wurden erst mal zum Essen (das sie mitgebracht hatten) eingeladen, es gab Reis, Tintenfisch und Gemüse. Wir hatten kaum Gelegenheit zum schnorscheln, weil die Kinder, die zwischen 6 und 15 Jahren waren, mit uns im Wasser spielen wollte und uns ausfragten. Wir taten das gleiche und erfuhren viel über ihre Lebensweise. Der Tag ging schnell vorbei und schon am nächsten Tag mussten sie zurück in ihre Stadt fahren, da die Ferien vorbei waren. Sie luden uns ein in ihr Haus zu kommen und wir sagten zu in einer Woche bei ihnen zu sein. In den nächsten Tagen auf den Inseln hatten wir genügend Zeit im glasklaren Wasser die Unterwasserwelt zu begutachten. Sie war einfach atemberaubend und viel besser als die auf Koh Tao in Thailand. Wir sahen viele Schildkröten, zwei kleine Haie, bunte Anemonenfische und gefährliche Drückerfische. Nach drei Tagen wechselten wir von der einen auf die andere Insel und trafen dort auch auf einige bis zu 1,20 m große Warane. Nach zwei weiteren Tagen fuhren wir zurück nach Kota Bharu, um von dort aus den Nachtzug in den Stadtstaat Singapore zu nehmen. Da das Schlafwagen-Ticket nicht besonders teuer war erwarteten wir nicht viel von dem Zug. Als er jedoch kam wurden wir wieder einmal von Malaysia überrascht. Wir hatten ein weiches Bett mit frischer Bettwäsche und einen Vorhang zum abdunkeln, so dass wir auch friedlich schlummern konnten.

Am nächsten Morgen passierten wir die Grenze nach Singapore, der wohl saubersten Stadt in Asien. Die Straßen waren gefegt, es gab überall Mülleimer und vor allem Warnschilder, was das Vergehen der einzelnen Müllsünden kostet. Hier ein kleiner Ausschnitt, was in Singapore untersagt ist und mit Strafen von 100 Euro bis in den tausenden Euros geahndet wird:

 

- Toilettenspülung vergessen

- Kaugummis sind verboten (und können auch nicht gekauft werden)

- auf den Boden spuken

- die Straße darf nur beim Zebrastreifen überquert werden

- in öffentlichen Verkehrsmitteln darf nichts gegessen oder getrunken werden

- Rauchen in öffentlichen Gebäuden verboten

 

Wir rissen uns zusammen uns an die für Asien absolut unmöglichen Regeln zu halten. Schließlich ging es ja ums Geld. Unser Hotel war mit Abstand das billigste, das wir innerhalb kurzer Zeit auffindig machen konnten – 27,50 Euro! Da es in Little India lag genossen wir auch mal wieder das hervorragende indische Essen, das im Gegensatz zum Zimmer super billig war. Für die Sightseeing Tour nahmen wir einen schweineteueren Touristenbus der uns durch die Stadt fuhr. So sahen wir das Finanzviertel, Chinatown, das arabische Viertel und die Orchard Street mit ihren Nobelgeschäften wie Gucci und Prada. Unser Budget ließ nur zwei Tage in der multikulturellen Stadt zu und so ging es weiter nach Johor Bharu, um die chinesische Familie zu besuchen. Da die Stadt auf der anderen Seite der Grenze von Singapore lag war unsere Anfahrt nicht sehr lange, dafür standen wir dann aber zwei Stunden bei der Grenze an.

 

Auf der malaiischen Seite erwartete uns schon der Vater, der uns erst mal mit seinem Auto durch die Stadt fuhr. Danach ging es in ihr Haus, das sich sehr gut mit einem deutschen Haus vergleichen lässt. Der größte Unterschied ist wohl, dass eine asiatische Familie nicht sehr viele Möbel hat und man auch oft auf dem Boden sitzt. Wir quartierten uns in ihr Bügelzimmer ein und waren damit sehr glücklich. Abends ging es dann in ein chinesisches Restaurant, wo es natürlich kein Besteck sondern nur Stäbchen gab. Zunächst wurden wir neugierig beobachtet bekamen aber dann, wahrscheinlich aus Mitleid, das richtige Stäbchenessen beigebracht. Am nächsten Morgen wollten wir uns für die Gastfreundschaft revanchieren und bereiteten ein deutsches Frühstück zu – es gab Müsli und Nutellabrote. Letzteres kam besonders bei den Kindern super an, das Müsli war wohl nicht so der Renner, wurde aber aus Anstand gegessen. Zusammen ging es dann in einen Park mit Riesenfischen aus Südamerika, in ein Nobelhotel (nur so zum umschauen – das machen viele am Wochenende) und dann wieder zum Essen in ein anderes Restaurant. Wir konnten auch ihre Waschmaschine benutzen, was schon uns fast schon zu Tränen rührte, weil wir seit einem Jahr nur mit der Hand waschen... Leider konnten wir nur zwei Nächte bei ihnen bleiben, denn wir mussten weiter nach Kuala Lumpur, da von dort unser Flug nach Indonesien ging. In der Hauptstadt sortierten wir einige löchrige Kleidungsstücke aus, kauften uns neue und tauschten einige Währungen in indonesische Rupiahs um. Unser Aufenthalt in Malaysia wurde ungewollt um einen Tag verlängert, da unser Flug nach Jakarta abgesagt wurde. Das erfuhren wir allerdings erst am Flughafen, so dass wir am Terminal übernachteten. Das war uns gerade recht, denn sonst wären wir mitten in der Nacht in der 12 Millionen Metropole Jakata angekommen.

Indonesien / Malaysia / Thailand (Juni bis September)

Nach einer durchgemachten Nacht am Flughafen in Kuala Lumpur kamen wir am nächsten Morgen völlig übermüdet in der indonesischen Hauptstadt Jakarta an. Da uns die Stadt mit ihren verdreckten Flüssen und Slums nicht besonderes zusagte, fuhren wir bereits nach zwei Tagen mit dem Nachtzug weiter in die Studentenstadt Yogyagarta. Ein überaus liebevoll gestaltetes Gästehaus und die vielen jungen Menschen ließen uns gleich wohl fühlen. So blieben wir vier Tage dort und nutzten die Stadt, um uns in Indonesien zu akklimatisieren. Bei einem Tagesausflug besuchten wir die buddhistische Tempelanlage Borobudur. Neben dem imposanten Gebäude schienen wir für die einheimischen Schulklassen der Hit zu sein. Ständig kamen neue Jugendliche, um sich mit uns fotografieren zu lassen. So posierten wir fünf Stunden am Stück und mussten zum Schluß vom Gelände flüchten, um den letzten Bus zurück nach Yogyakarta zu bekommen. Weiter ging es für uns mit dem Minibus zum Vulkan Bromo. Dass wir überhaupt ankamen, grenzt für uns schon fast an ein Wunder, da der Fahrer alle 10 Sekunden zu einem neuen todesmutigen Überholmanöver ansetzte. Schweißgebadet kamen wir in dem kleinen Ort direkt am Kraterrand an und mussten uns für die erste Nacht in einem, für unsere Verhältnisse, teuren Hotel einquartieren: 10 Euro für ein eiskaltes Zimmer, wo andauernd der Strom ausfiel und das Wasser abgestellt wurde. Deswegen machten wir uns am nächsten Tag gleich auf, um eine Alternative zu suchen. Und wir brauchten nicht lange, denn ein Einheimischer, mit dem wir ins Gespräch kamen, nahm uns in sein Gästezimmer auf. Von dem eher touristischen Örtchen hatten wir einen sagenhaften Ausblick auf den Vulkan, trotzdem ging es in der nächsten Nacht zu einem abseits gelegenen Aussichtsplatz, von wo man aus eine tolle Aussicht bei Sonnenaufgang haben sollte. Daraus wurde leider nichts, da der Vulkan wolkenverhangen war. Als Entschädigung lernten wir die zwei Langzeitreisenden Natalie und Jazz kennen, die uns im Gegenzug zu unserem mitgeschleppten Frühstückswodka (gegen die Kälte) ein paar ihrer Geschichten zum Besten gaben.

 

Einen Tag später fuhren wir weiter in die balinesische Hauptstadt Denpasar. Da die Uhr in Bali um eine Stunde vorgestellt wurde, schafften wir es nicht rechtzeitig, um in einer Kneipe in Ursels Geburtstag hineinzufeiern. Stattdessen standen wir im Nieselregen auf dem Busbahnhof und hatten nicht mal eine Bleibe für die Nacht. Das Geburtstagsgeschenk, ein Glas Nutella, entschädigte allerdings. Am nächsten Morgen ging es weiter auf die Insel Lombok. Unsere ausgewählte Insel, Gili Air, die zu Lombok gehört, entpuppte sich als Glücksgriff, wo wir Ursels Geburtstag ordentlich nachfeiern konnten und auch, zum ersten Mal in Indonesien, ausschlafen konnten. Es gab nämlich auf der Insel, keine Motorräder, keine Moscheen oder sonstige Krachmacher, sondern nur Pferdekutschen. So blieben wir so lange bis unsere Augenringe verschwunden waren, fünf Tage. Beim schnorscheln nutzen wir die starke Strömung und ließen uns einfach um die Insel treiben. Was es besonders oft zu sehen gab, waren Schildkröten und Babyhaie. Von Lombok aus fuhren wir weiter Richtung Flores. Um dorthin zu kommen, saßen wir ganze drei Tage in Minibussen, auf Fähren, in Kutschen, auf Motorrädern... durchquerten die gesamte Insel Lombok und die Insel Sumbawa. Völlig geschlaucht kamen wir dann am dritten Tag in Labuan Bajo an, die Ausgangsstadt für den Komodo Nationalpark. Dort leben die einzigartigen Komodowarane, die bis zu 3 Metern lang werden können, allerdings nicht mehr auf Komodo, sondern auf der Nachbarinsel Rinca. Mit einem kleinen Trick schafften wir es, uns die Kosten für den Tagestrip mit dem Boot zu minimieren. Wir trafen zwei Franzosen, die bereits für den nächsten Tag ein Boot gechartert hatten und da keine genaue Personenzahl auf dem Ticket angegeben war, konnten wir uns einfach den beiden anschließen und für umsonst, da sie unter keinen Umständen Geld annehmen wollten, mit auf das Boot gehen. Für den Nationalpark mussten wir allerdings ein saftiges Eintrittgeld hinblättern, das sich aber sofort bezahlt machte. Ein Guide führte uns, nur bewaffnet mit einem Stock, quer durch den Park und wir sahen 15 Warane, die meisten davon bei einem sterbenden Wasserbüffel. Auf dem Heimweg nach Labuan Bajo machte das Boot noch einen Stopp zum schnorscheln. So viele Fische an einem Flecken hatten wir in unserem Leben noch nicht gesehen, einer schöner wie der andere. Am nächsten Morgen ging es weiter nach Ruteng. In der Kleinstadt besichtigten wir zum ersten Mal auf unserer Reise Kirchen. Flores ist 95% katholisch. Das stört die 5 % Moslems aber nicht, morgens um 4.30 Uhr ihre Gläubigen zum Gebet zu rufen. Und da waren sie wieder: die indonesischen Augenringe!

Schnell weiter über Bajawa nach Danga, ein Örtchen, das nur zwei Touristen hatte, nämlich uns. Der Grund warum wir hierher fuhren, war ein sagenhafter Morgenmarkt, an dem die gesamte Region in das Örtchen gelaufen oder gefahren kommt, um ihre lokalen Produkte zu verkaufen. Selbst der Bus, mit dem wir später weiter in die Stadt Ende fuhren, wurde beladen bzw. behängt mit lebendigen Hühnern, Schweinen und Ziegen. Ein tolles Erlebnis... In Ende wurden wir dann gleich am ersten Abend spontan zu einer traditionellen Hochzeit eingeladen. Wir zogen dazu unsere besten Kleider an und steuerten als Geschenk eine Flasche Wodka bei, unsere Vorletzte. Die Feier fand unter einer Plastikplane im Freien statt. Die Gäste, hauptsächlich Schaulustige aus der Nachbarschaft, saßen auf Plastikstühlen um eine Tanzfläche. Tische gab es keine, so mussten wir das Essen, das wir uns zuvor am Buffet abholten, in der Hand behalten werden. Nach dem Essen gab es traditionelle Tänze aus den Dörfern, wobei Janus auch mittanzen musste. Am späteren Abend tanzte ein Mann mit einer falschen Frau und schwups kamen 20 weitere Männer wutentbrannt auf die Tanzfläche gestürmt, um auf den Mann einzuschlagen. Ein Zeichen für uns, die Lokalität zu verlassen. Da wir eigentlich dachten auf Flores keine Touristen anzutreffen, entschieden wir uns noch weiter östlicher zu fahren, um allein mit den Einheimischen zu sein. Unsere Fahrt ging also weiter über Maumere nach Larantuka und von da aus in das Alor-Archipel.

Unsere erste Insel im Alor-Archipel hieß Lembata. Dort fuhren wir über die Hauptstadt Lewoleba in das Walfängerdorf Lamalera. Das angeblich letzte Dorf Südostasiens, das noch mit einfachen Holzbooten und Bambusharpunen Jagd auf Wale macht. Ganz wie bei Moby Dick. Wir hatten das große Glück in den drei Tagen, in denen wir in dem Ort waren, bei dem Fang von acht Walen dabei zu sein (2006 fingen sie nur 3 Stück). Das ganze spielte sich so ab: die Fischer sitzen morgens am Strand und warten bis der Mann, der auf dem Berg oberhalb des Dorfes Ausschau nach Walen hält, "Baleo! Baleo!" ruft. Dann geht alles ganz schnell: ca. 100 Fischermänner schieben im Eiltempo ihre 10 Meter langen Boote ins Wasser, fahren zunächst mit dem Motor Richtung Wale und danach mit den Paddeln weiter, damit die Wale sie nicht hören. Das Boot das zuerst bei dem Wal ist, macht den ersten Versuch. Von der Spitze des Bootes springt der Harpuner auf den Wal. Manchmal kommt es auch vor, dass das Boot von dem Wal unter Wasser gezogen oder gerammt wird. Am nächsten Morgen werden die Wale dann, wenn die Flut sie weit auf den Strand gespült hat, auseinander geschnitten. Der Schiffsbauer des ersten Bootes, das die Harpune in den Wal gerammt hat, macht den ersten Schnitt. Das ganze Dorf ist dann auf den Beinen: die Männer schneiden, die Frauen tragen die Fleischbrocken weg und beginnen zu kochen. Auch wir kamen in den Genuss frisches Walfleisch zu essen. Der Geschmack war gewöhnungsbedürftig.

 

Nach diesem außergewöhnlichen Spektakel verliesen wir die Insel und fuhren auf die Nachbarinsel Pantar. Die einheimischen Mitinsassen des Bootes erklärten uns, dass es ein wunderschönes, direkt am Strand liegendes Homestay auf der Insel gibt, wo wir bestimmt einige Tage bleiben könnten und nachdem wir 45 Minuten mit dem Motorrad quer durch die Insel gefahren waren, erreichten wir unser Paradies-Homestay. Wir wünschten, wir könnten da bleiben. Leider lagen die Kosten für die Übernachtung bei 100 Euro pro Person, so dass wir nach 5 Minuten wieder auf unserem Motorrad saßen und zum nächsten Dorf fuhren. In Bakalang gab es keine Übernachtungsmöglichkeit und so wurden wir vom Dorfältesten in sein Haus eingeladen. Da die nächste Fähre erst in drei Tagen ging hatten wir genug Zeit die Umgebung zu erkunden. Ständig begleitet von Einheimischen, was beim Baden nicht unbedingt angenehm ist. Man wird wie ein Orang Utan bestaunt wird, vor allem Ursel Blondhaar, die dann auch mit T-Shirt baden ging. Man erzählte uns, wir würden die ersten Touristen sein, die hier übernachtet haben. Eines Abends wollten wir unsere Gastfamilie beschenken und übergaben einen Liter Honig aus Sumbawa, leider an die falsche Mutter. Da erfuhren wir erst, dass die Frau, die seit drei Tagen vor unserem Zimmer saß gar nicht zur Familie gehörte. Schon hatten wir den Salat: unzählige Frauen kamen herbeigelaufen und wollten auch einen Liter Honig...

 

Nach diesen drei anstrengenden, aber schönen Tagen fuhren wir weiter auf Kepa. Die Insel bestand nur aus einem 5-Häuser-Dorf und einer kleinen Bungalowanlage mit Tauchschule. Dort blieben wir für eine Woche, um endlich mal unseren Geldbeutel beim Tauchen zu erleichtern. Obwohl es teurer war als beispielsweise Thailand, kamen wir voll auf unsere Kosten. Wir sahen Delfine, Schildkröten, Mantas, Haie, Barrakudas und den seltenen, lustig ausschauenden Mondfisch. Diesen sahen wir allerdings nur vom Boot aus und nicht während des Tauchgangs. Spontan sprangen alle Taucher mit Maske, Schnorchel und Flossen ins Wasser, um den 2,50 Meter großen Fisch einige Sekunden zu sehen. Alle schwammen aufs offene Meer hinaus, außer Janus, der schwamm in die entgegengesetzte Richtung und bekam ihn dann auch als einziger wirklich zu sehen. Einige Taucher an Board, die schon tausende von Tauchgängen haben, ärgerten sich tierisch, dass der Anfänger Janus mit 20 Tauchgängen so viel Glück hatte. Und das auch noch ohne Flossen und Schnorchel! In der Bungalowanlage trafen wir auch die beiden lustigen Franzosen Evelyn und Ante wieder, die die gleiche Route wie wir hatten und uns immer wieder über den Weg liefen. Da Ante 60 Jahre wurde und unbedingt eine Languste an seinem Geburtstag essen wollte, fingen er und Janus eine und legten sie an die Leine. Abends gab es dann ein kleines Lagerfeuer und da sich sieben Leute die Languste teilten, war es nichts weiter als ein Snack. Unser nächstes Ziel hieß Kalabahi auf der Insel Alor. Dort erlebten wir die jährliche Expo mit ihren traditionellen Tänzen und Workshops. An einem Tag mieteten wir uns ein kleines Motorrad und fuhren in die abgelegenen Dörfer. Wir sahen, wie die Menschen in ihren ursprünglichen Häusern leben, Körbe flechteten und uns mit offenem Mund anstarrten. Da unser Visa, wie so oft, abliefen, fuhren wir zurück nach Maumere auf der Insel Flores. Von dort nahmen wir unseren ersten Inlandsflug auf unserer Reise. Wir konnten uns nämlich entscheiden, zwischen fünf Tage im Bus und auf der Fähre oder zwei Stunden im Flieger zu verbringen. Das fiel die Wahl nicht schwer. Auf Bali hatten wir dann nur noch drei Tage. Dies genügte uns allerdings, da es dort von Touristen nur so wimmelte. Wir nutzen es, um mal wieder ordentlich shoppen zu gehen, denn von unserem nächsten Ziel Kuala Lumpur wussten wir, dass es die billigsten Pakettarife in Asien hat. Unser Indonesienfazit: Ein unglaublich schönes Land, das wir mit Sicherheit noch einmal besuchen werden.

Indien 2 (September bis Dezember)

Da unser Flieger nach Kuala Lumpur mitten in der Nacht ankam und wir uns die Unsumme von 40 Euro für ein Taxi in die Stadt sparen wollten, entschieden wir uns mal wieder am Flughafen die Nacht durchzumachen, damit wir dann um 6 Uhr in der Früh den Billigbus für 2 Euro pro Person direkt ins Zentrum nehmen konnten. So kamen wir also hundemüde in unserem Gästehaus in Chinatown an und schliefen den ganzen Tag. Fünf Tage waren in der angenehmen Metropole zum shoppen eingeplant, denn hier gab es die günstigsten Pakettarife in ganz Asien. Zusammen mit unseren Indonesiensouvenirs schickten wir schlussendlich 30 kg für 40 Euro in die Heimat. Da uns das Taxi zum 3 km entfernten Hauptpostamt mal wieder zu teuer war, liehen wir uns kurzerhand von einem Chinesen einen Art Sackkarren und liefen damit durch die halbe Stadt, zur Belustigung der Einheimischen. Weiter ging unsere Reise mit dem Zug nach Bangkok.

 

Und da es unser letzter Aufenthalt in der thailändischen Hauptstadt sein sollte schickten wir auch hier nochmal 20 kg nach Hause. Wir sind jetzt schon gespannt wer zuerst zu Hause ankommt, die Pakete oder wir. Da uns unser erstes Reiseland sehr gut gefallen hatte, entschieden wir uns die restliche Zeit unserer Reise auch dort zu verbringen. Wir buchten unseren Flug, beantragten ein Visum und schon waren wir im lauten Delhi.

Ohne langen Aufenthalt ging es weiter mit dem Zug in den Bundesstaat Radjasthan. Da der Zug mal wieder total ausgebucht war saßen auch einige Reisende auf dem Dach. Kurz vor dem Einschlafen dachte sich Janus, wie gut der Wind doch tut der durch das offene Fenster weht, und wie angenehm der leichte Nieselregen sein Gesicht kühlt. Doch dieser Regen roch ganz anders wie zu Hause. Einer von den Passagieren auf dem Dach musste seine Blase über Janus‘ Fenster entleeren… In Jaisalmer angekommen akklimatisierten wir uns einige Tage, bevor wir mit zwei anderen Reisenden auf eine Kamelsafari gingen. Nach einer einstündigen Fahrt mit dem Jeep ins Hinterland stiegen wir auf unsere Kamele und los ging es mit der Ruckelei. Die Wüste war anders als wir sie uns vorgestellt hatten: es gab viele Büsche und vereinzelt sogar Bäume. Unser Nachtlager schlugen wir jedoch in wunderschönen Sanddünen auf. Unsere drei Kameltreiber waren super Köche, Sänger und Geschichtenerzähler. Kurz vorm schlafen gehen sahen wir in der Ferne einige Blitze und 30 Minuten später erlebten wir einen Regen in der Wüste. Wir verkrochen uns unter einer aufgeschnittenen Mülltüte und sangen Lieder, jeder musste ein Lied in seiner Muttersprache zum Besten geben. Es regnete wie aus Kübeln, zum Glück war aber der Spuk nach einer Stunde vorbei. Am Ende des nächsten Tages waren wir froh von den Kamel absteigen zu können, denn unsere Oberschenkel waren das reiten nicht gewohnt und wir konnten kaum noch laufen. In Jodhpur, unsere nächste Station, bekamen wir die Rechnung für den Wüstenregen. Wir lagen eine Woche mit Grippe im Bett. So sahen wir keine der Touristenattraktionen, sondern nur das Treiben der Inder vor unserem Fenster. Wir waren froh nach einer Woche wieder reisefähig zu sein und unser Krankenzimmer verlassen zu können. Unser nächstes Ziel war die Stadt Udaipur. Da entdeckten wir eine German Bakery und trafen dort auf den Österreicher Axel, mit dem wir zwei lustige Tage mit Bierchen und spannenden Geschichten verbrachten. Es tat gut, sich nach zwei Monaten mal wieder in der Muttersprache unterhalten zu können. Auf unserem nächsten Reiseabschnitt zur Insel Diu saßen wir zusammengepfercht mit Einheimischen in einem öffentlichen Bus. Zwei Sitze vor uns wurde einer Frau schlecht und sie brach aus dem Fenster. Da der Wind günstig stand, kam bei uns alles wieder herein und Ursel hatte eine Gesichtsmaske aus Erbrochenem. So ist Indien. Die Kotze wegwischen und weiter geht´s.

In Diu, in dem es neben Stränden das billigste Bier in Indien gibt, erlebten wir eine Woche Dauerregen. Eines Tages war es so heftig, dass die halbe Stadt 20 cm unter Wasser stand, Bäume wurden vom Wind umgeknickt und Stromleitungen abgerissen. Wir saßen gerade in einem Restaurant, das verbarrikadiert wurde, als Fischermänner auf der Straße riefen, dass ein Zyklon über der Stadt sei. So harrten wir noch weitere zwei Stunden im Dunkeln aus bevor es zurück ins Zimmer ging. Wir waren froh, dass wir im 2. Stock hausten und alles trocken blieb. Nach mehreren Tagen kam dann endlich die Sonne zum Vorschein und wir konnten zu Fuß bzw. mit einem kultigen 80er Jahre Moped die Insel erkunden. Die Wellen waren, die wie so oft in Indien, so hoch, dass man kaum baden konnte. Am Abend dann gesellten wir uns des Öfteren in eine Bar, um die betrunkenen Inder zu beobachten (eine Unterhaltung war wegen des hohen Alkoholgehalts im Blut zu meist nicht möglich) oder tauschten uns mit anderen europäischen Reisenden bei Barbecue und Bier aus.

 

Rasch vergingen 12 Tage und weiter ging die Reise nach Bombay, die Stadt mit den teuersten Hotelzimmern in Indien. Für 12 Euro gab es ein kleines Kabuff mit ekelhaftem Gemeinschaftsbad auf dem Flur. Unser Hauptgrund wieder einmal nach Bombay zu fahren war unser letzter Besucher aus der Heimat, Thomy, mit dem wir gleich weiter nach Goa fahren wollten. So ließen wir aus Zeitgründen zwei Angebote für Statistenrollen in einem Bollywoodfilm für den nächsten Tag sausen. Wir lasen bereits im Reiseführer, dass junge Reisende manchmal für solche Rollen gesucht werden. Nachdem wir einen Tag zu dritt in Bombay verbracht hatten, ging es mit dem Zug nach Goa. Um allerdings zu unserem Abfahrtsbahnhof zu kommen, mussten wir, da die Taximafia uns abzocken wollte, mit dem Vorortbummelzug die 1,5 Stunden lange Strecke in der Rush Hour zurücklegen. In den Zug zu kommen war kein Problem, da wir in der ersten Station einstiegen, jedoch das Herauskommen. In dem 100 % überfüllten Zug bekamen wir eine kleine Einweisung der Inder, wie man hier auszusteigen hat:

 

1.Zwei Stationen vor der unseren schon aufstehen (wir Glücklichen hatten Sitzplätze…)

2.Vordrängeln, Drücken und Schubsen

3.Gepäck von anderen Indern reichen lassen

4.Eine Station vorher mindestens 3 bis 5 m vor die Tür rücken

5.Wenn ein Inder ruft “Push now!“ drücken was das Zeug hält, denn dann sind wir da (obwohl einem die Menschenmasse sowieso herausdrückt)

 

Wir hatten es also Dank der Inder geschafft pünktlich zu unserem Nachtzug nach Goa zu kommen. Die letzten 40 km in Goa fuhren wir eingequetscht in einer Rikscha nach Palolem, wo wir bereits letztes Jahr waren. Dort verbrachten wir fünf tolle Tage mit schwimmen, Rotwein und Pizza. Zwei Tage davon liehen wir uns einen Roller und erkundeten die umliegenden Strände. Weiter ging es dann nach Vagator, das 60 km nördlich lag. Der Ort war viel ruhiger als Palolem und so konnten wir uns dort gut erholen. Nachdem wir Thomy in Goa zum Flughafen brachten ging es für uns weiter mit dem Zug nach Bangalore, um Ashok, einen indischen Freund von der ersten Indienreise zu besuchen. Er zeigte uns neben seinen Lebensverhältnissen auch das Nachtleben der Stadt. In einer Kneipe trafen wir auch noch Surjet und Vijay, ebenfalls Bekannte vom letzten Jahr. Lustig war folgender

Dialog und Surjet und Ursel:

U: Warum essen die Inder nie ihren Teller auf?

S: Das ist ein spiritueller Rest, für die Götter und so. Und warum esst ihr immer alles auf?

U: Bei uns zu Hause hatten wir über dem Esstisch ein Bild von armen asiatischen Kindern, die nur Reis haben. Deswegen mussten wir alles aufessen.

S: Ach ne, wir hatten auch so ein Bild in der Küche, allerdings von dicken deutschen Kindern und meine Eltern meinten: iss nicht alles, sonst wirst Du auch so…

 

Nach zwei lustigen Tagen in Bangalore ging es für uns weiter ins nördliche Sikkim. Um dort hin zu kommen, saßen wir 50 Stunden im Zug, übernachten am Bahnhof in New Jalpaiguri in einem insektenverseuchten Zimmer und landeten dann nochmal in einem Bus, der uns ins fünf Stunden entfernte Gangtok in Sikkim brachte.

Anstatt im ruhigen und besinnlichen Sikkim zu landen, kamen wir in der abgasverpesteten und zugebauten Hauptstadt Gangtok an. Wir benötigten zwei Tage, um die Weiterreise zu organisieren, Ausrüstung, wie lange Unterhosen, Mützen etc. zu kaufen und eine Trekkingroute festzulegen und so waren wir heilfroh die Stadt verlassen zu können. Die 5-stündige Fahrt mit dem Jeep zu unserem Trekking-Ausgangsort Geyzing war mal wieder schweißtreibend. Nicht wegen den Temperaturen (es waren nämlich nur 15 Grad), sondern wegen den weggespülten Straßen und tiefen Schluchten, in die manches der Jeep-Räder schon hing. Nun wussten wir auch warum für die Strecke keine Busse, sondern Allradgefährte nötig waren. Nach einer Nacht im Gästehaus ging es dann am nächsten Morgen vom Nachbarstädtchen Pelling zu Fuß weiter. Unsere Tagesetappe betrug 20 km, bergab und vor allem bergauf. So kamen wir am Nachmittag am verschlafenen Kechaperi-See an, der für die Buddhisten heilig ist und mit vielen Gebetsfahnen geschmückt war. Den nächsten Tag verbrachten wir dann in dem kleinen Örtchen am See, liefen zu einem Aussichtspunkt und lernten die beiden Russen Galina und Boris kennen, die am nächsten Tag ebenfalls ins 15 km entfernte Yuksom laufen wollten.

 

So sahen wir uns also am darauffolgenden Tag in dem Ort wieder, der als Ausgangspunkt für den beliebten Goechen-La-Trek gilt. Die Besonderheit an diesem Trek ist die Aussicht auf den dritthöchsten Berg der Erde, den 8585m hohen Kangchenjunga. Als Ausländer benötigt man für diesen 8-Tage-Trek allerdings eine Gruppe, einen Führer, einen Koch, Träger oder Yaks und natürlich noch eine Genehmigung. Inder dagegen können einfach so in den Nationalpark marschieren. Wir fanden das total ungerecht und wollten uns mitten in der Nacht einfach am Checkpoint vorbeimogeln und hofften im Nationalpark selbst nicht mehr kontrolliert zu werden. Als wir dabei waren die Ausrüstung und vor allem den Proviant zusammenzustellen erfuhren wir von einem uns vertrauten Einheimischen, dass schon mancher wegen so einer Aktion im Gefängnis saß. Erst dachten wir er will uns nur von dem Ganzen abhalten, dann erzählten uns dies aber immer mehr Sikkimesen. Da die beiden Russen schon Blut geleckt hatten und mit uns die Aktion starten wollten, beschlossen wir die Mindestanforderungen, um in den Nationalpark zu kommen, nämlich einen Führer und eine Genehmigung über eine Agentur beschaffen zu lassen und dann doch zu starten. Wir mussten allerdings alle Ausrüstungsgegenstände und Essen für ein paar Tage selbst schleppen. Da nach drei Tagen ein Zelt erforderlich ist und wir dies nicht hatten, setzen wir unsere Route nur bis Dzongri fest, im Ganzen dann fünf Tage im Nationalpark. So starteten wir mit den beiden Russen und unserem sympathischem Führer Pentuk zu unserem ersten Nachtlager im 3000m hohen Thoska. Die Tagesetappe war für uns schon recht anstrengend, da der Rucksack vor Proviant fast platzte. Da wir in einer Höhe von 1700m in Yuksom starteten, mussten wir am nächsten Tag in Thoska zum Akklimatisieren bleiben. Das war auch besser so, denn es regnete den ganzen Tag und wir beobachteten die Weitermarschierenden, die schon nach ein paar Metern mit Schlamm verdreckt waren. Und da sich das Wetter am nächsten Tag nicht besserte, hieß es noch einmal einen Tag auszuharren, denn die Wege waren fast unpassierbar. Am Tag 4 ging es dann aber endlich weiter ins 4000m hohe Dzongri, wo wir mit einem Schneesturm begrüßt wurden. Die Russen, die keine Wanderschuhe und keine Regenjacke hatten und zu dem noch mit unserem Tempo nicht mithalten konnten, kamen zwei Stunden nach uns total durchnässt an. In der Trekkerhütte, die natürlich keine Heizung und Betten hatte, legten wir uns auf einfache Matten und rollten uns in unsere Schlafsäcke. Bei 0 Grad im Raum waren wir heilfroh je einen Daunenschlafsack, den wir über unseren normalen Schlafsack zogen und eine lange Unterhose dabei zu haben. Am nächsten Morgen um 4.30 Uhr marschierten wir dann im Stockdunkeln zum 4300m hohen Dzongri-La, wo wir auf den Sonnenaufgang warteten. Galina blieb wegen Höhenkrankheit im Schlafsack und Boris verfehlte im Dunkeln den Gipfel und landete auf dem Nachbarberg. So warteten wir mit Pentuk, einem Japaner und einem Belgier, der bald wegen Höhenkrankheit wieder absteigen musste auf die Sonne. Unsere Füße waren schon Eiszapfen als wir die ersten Umrisse der Berge erkannten. Leider verhinderten einige Wolken eine perfekte Sicht, wir waren aber trotzdem froh hier auf dem Gipfel mit den uns umwehenden tibetischen Gebetsfahnen zu stehen und einige schneebedeckten 7000 und 8000er zu sehen. Der Kangchenjunga ließ sich allerdings nur ein paar Sekunden blicken. Nach dem Abstieg, einem kalten Frühstück aus der Dose und einem kurzem Nickerchen bei 0 Grad, ging es wieder zurück nach Thoska. In dem einzigen Dorf im Nationalpark probierten wir dann am Abend das Einheimischenbier – eine einheimische Getreideart wird dazu in einen Bambusbehälter mit heißem Wasser aufgegossen. Das Ganze wir dann mit eine Bambusstrohhalm getrunken – sehr lecker, vor allem bei der Kälte. Nach unserer letzten Etappe zurück nach Yuksom, waren wir dankbar wieder in einem Bett und wärmeren Umgebung zu nächtigen. Am nächsten Tag ging es dann wieder nach Gangtok. Dort hatten wir einige Sachen im Gästehaus deponiert und wollten diese wieder abholen.

 

Zwei Tage darauf fuhren wir in den Norden nach Singhik, das letzte Örtchen, das man ohne Sondergenehmigung besuchen kann. Das Highlight dort ist ein Aussichtspunkt, bei dem man bei gutem Wetter den Kangchenjunga und ein paar andere spektakuläre Berge sehen kann. Bei unserer Ankunft war der Himmel immer noch wolkenverhangen, als wir aber am nächsten Morgen um 6 Uhr aus dem Fenster schauten kamen wir aus dem Staunen nicht mehr raus. Da war er also, zum greifen nahe und keine Wolke trübte das Panorama. Am nächsten Morgen das gleiche Schauspiel, wir fuhren dann aber wieder zurück, über Gangtok, eine Nacht Zwischenstopp in Namchi und weiter in die Teestadt Darjeeling. Von der hektischen Stadt hatten wir jeden Morgen eine tolle Sicht auf das Himalayapanorama. Neben Sparziergängen durch die Teeberge, eine Besichtigung einer Teefabrik, einer selbstgestalteten Teeprobe besuchten wir auch den Zoo und das Bergsteiger- und Mount-Everest-Museum, das sehr beeindruckend gestaltet war. Eine Fahrt mit dem sogenannten Toy Train (eine Schmalspurbergbahn) klappte allerdings nicht mehr, da in Darjeeling gestreikt wurde und alle Straßen gesperrt waren und nur Apotheken auf hatten. Einige Reisende verpassten deswegen ihren Zug bzw. Flug, da niemand die Stadt verlassen durfte. Grund für den Streik war, dass Darjeeling einen unabhängigen Bundesstaat werden will. Da wir ja von den Restaurants abhängig sind, waren wir erleichtert, als die Gästehausomi uns zum Abendessen einlud. Nach einer erholsamen Woche in Darjeeling ging es wieder über New Jalpaiguri in einer 40 Stunden Zugfahrt nach Chennai, von wo wir aus einem Flug auf die Andamanen gebucht hatten.

Nach einem zweistündigen Flug landeten wir in der Hauptstadt der Andamanen & Nicobaren, in Port Blair. Aus der typisch indischen Stadt wollten wir so schnell wie möglich weg. Ein Fährticket auf eine der vielen tropischen Inseln zu bekommen stellte sich allerdings schwieriger heraus, als wir dachten. Die Fähren zu unseren favorisierten Inseln waren schon voll und so gingen wir auf den Kompromiss Neil Island ein.

Die Insel war einfach toll, mit einsamen, weißen Stränden, bunten Fischen, netten Einheimischen und viel Ruhe. So blieben wir sieben Tage dort, kurvten mit Fahrrädern zwischen den Reisfeldern und Stränden umher, grillten frischen Fisch und wälzten uns im warmen Sand. Beim Schnorcheln entdeckten wir Muränen, Delfinen, Schildkröten, Barrakudas und sogar eine Seekuh! Nach dieser entspannten Zeit ging es weiter auf die touristische Insel Havelock. Dort hausten wir in einer Hütte unter Palmen in einer Party-Anlage. In den drei Tagen dort fuhren von einem paradiesischen Strand zum nächsten und suchten nach einer weiteren Seekuh. Leider vergeblich. Dafür sahen wir aber einen drei Meter langen Stachelrochen und riesige Fischschwärme. Der Nachteil an den Bilderbuchstränden sind die lästigen Sandfliegen, deren Bisse unendlich jucken. Ursel hatte drei Wochen lang mit 50 Bissen zu kämpfen. Von Havelock ging es über Port Blair weiter nach Wandoor, dem Tor zum Mahatma Gandhi Marine Nationalpark. Der kostete für Touristen allerdings 10 Euro Eintritt (Inder zahlen 1 Euro). Mit unseren Studentenausweisen kamen wir jedoch für 0,10 Euro rein. Und wir waren ja so froh nicht den normalen Preis bezahlt zu haben, den der Nationalpark entpuppte sich als schlechter Witz: 100 Inder, die kreischend im Wasser plantschten, ein mittelmäßiger Strand, kaputte Korallen (wegen des Tsunamis) und fast keine Fische. Zum Glück sahen wir aber eines der seltenen Salzwasserkrokodile, allerdings nicht unter Wasser, sonst hätten wir es wohl nicht überlebt…

 

Wir waren froh im nächsten Ort Chiriya Tapu zum Abschluss unserer Andamanenreise noch einmal ein intaktes Korallenriff und Fische vorzufinden. Das Problem dort war allerdings, dass das Gästehaus, das 8 Euro pro Person kostete und eine Genehmigung aus Port Blair wollte (warum weiß keiner, so ist das halt in Indien). Nach einer zweistündigen Diskussion mit dem Naturparkchef durften wir dann aber unser Zelt im Ort aufschlagen. Einen passenden Platz fanden wir auf dem neu angelegten Kinderspielplatz, zur Verwunderung der Einheimischen. Da sie aber kein englisch konnten blieb es bei neugierigen Blicken und Gekicher. Schnell vergingen die letzten Tage in der Sonne und schwups saßen wir schon im Flieger zurück aufs indische Festland, nach Chennai. Dort nahmen wir sofort die 40-stündige Zugfahrt nach Delhi auf uns und kamen zu unserer Überraschung bei 5 Grad an. Da standen wir also mit unseren kurzen Hosen zwischen den in Decken gemummelten Indern. Die letzten Tage unserer 18-monatigen Asienreise verbrachten wir mit Bildern knipsen, fantastischem indischen Essen und vor allem der Souvenirjagd. Wir waren ja so froh, dass die Fluggesellschaft bei unseren 22 kg Übergepäck beide Augen zudrückte, sonst wär es noch einmal richtig teuer geworden.

Unseren Familien machten wir weiß, dass wir am 23.12. ankommen. In Wirklichkeit wurden wir aber schon am 22.12. von David, Steffi, Christoph, Meike und Doro in Frankfurt abgeholt. Die ersten Stunden in Deutschland wollten wir nicht mit einer Masse von Leuten (wenn man unsere Familie zusammen nimmt, dann kann man schon von einer Masse sprechen), sondern gemütlich im kleinen Kreis verbringen. Der nächste Tag mit unseren Familien war wunderschön für uns: gehisste Indienfahne, ein Berg Knödel, eine Kiste Sekt und viel Tränen.

2016 by ASIENREISENDE.DE - Ursel & Janus

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